Andrea Jesse entschied sich gegen eine Bestrahlung aus Angst vor den Nebenwirkungen und Komplikationen.
Ja, dann stand also noch immer zur Debatte: Bestrahlung, ja oder nein.
Ich hatte dann einen Termin bei einer Ärztin in der Strahlentherapie und
es ist so, dass früher Frauen mit Mastektomie nie bestrahlt worden sind
und die sind dann aber ab und an mit Rezidiven gekommen und dann wurden
irgendwann Kriterien festgelegt, bei welchen Kriterien man eine
Bestrahlung empfehlen würde. Und es war so, dass bei mir die Größe des
Tumors im Prinzip ein Kriterium ist, um zu bestrahlen, denn mein Tumor
ist- die maximale Ausdehnung ist größer als fünf Zentimeter, also fünf
Komma zwei Zentimeter. Die Ärztin dort hat mir eine Bestrahlung
angeraten, aber das erste, was sie zu mir sagte: "Ja, Ihr Schrittmacher
macht mir Sorgen." Also ich habe einen Herzschrittmacher, schon viele
Jahre, der aber nur ein Bedarfsschrittmacher ist. (...)
Also man
könnte den auf die andere Seite versetzen, wenn der
im Strahlenfeld liegt, weil wenn der Schrittmacher Bestrahlung
abbekommt, dann
ist er hin. Und da stand für mich eigentlich schon fest: Auf
Wiedersehen, denn an den Schrittmacher wollte ich nicht rangehen. (...)
Und
es war für mich eigentlich auch irgendwo eine Fügung. Es ist eigentlich
so, dass die Frau Dr. [Gynäkologin] auch noch sagte, das
einzige Kriterium bei mir wäre die Größe. Trotz der Größe ist nur ein
Lymphknoten befallen und der Tumor ist hormonabhängig gewachsen, also
die
antihormonelle Therapie, die ich dann anschließend machen soll, die
bringt mir
viel. Und ob mir die Bestrahlung so viel bringt, muss man einfach sehen.
Zumal
ja die ganze Thoraxwand bestrahlt wird. Und es nicht auszuschließen ist,
ob im
Schrittmacher oder unter der Achsel auch eine Reststrahlung ankommt und
ich mir
unter der Achsel dann die Abflussgebiete für die Lymphe verstrahle und
dann mit
Lymphödemen zu tun habe. Weil toi, toi, toi, bin ich bisher davon
verschont
geblieben und es sind auch noch, laut Dr. [Name] ungefähr genauso viele
Lymphknoten da, also er hat nicht alle entfernt, er hat nur 25 entfernt.
Und
die Ärztin in der Bestrahlung sagte noch zu mir: "Naja, wenn der
Schrittmacher nicht wäre, würde ich Sie versuchen, mehr für die
Bestrahlung zu
überreden." Aber sie hat nicht zu mir gesagt: "Ich würde Ihnen das
dringendst empfehlen." Und für mich war halt ganz wichtig, dass ich eine
Entscheidung treffen kann, hinter der ich stehe und wo ich mir sicher
bin. Und
dass ich nicht zweifle und sage: "Ja, machst du es, machst du es
nicht?" Und wenn ich dann ein Rezidiv kriege, dass ich dann dastehe und
sage: "Hättest du einmal."
Und ich habe jetzt eigentlich diese
Entscheidung getroffen: Keine Bestrahlung, weil ich sage: Es würde mir
mehr- es wäre mehr Aufwand als Nutzen, jetzt in dem Sinne. Und ich habe einfach
Angst vor den Nebenwirkungen, vor den Komplikationen, die die Bestrahlung
bringt, weil ich ja jetzt schon zwei Mal "hier" geschrien habe und
das sind ja oft Komplikationen, die auch nicht reversibel sind. Und die Lunge
kann was wegkriegen und der Schrittmacher war halt da und der soll da bleiben,
wo er ist und das war für mich halt wie eine Fügung, ob vom heiligen Geist oder
von wem auch immer. Es war halt so. Und ich denke, sollte ich ein Rezidiv
bekommen, ist es so, dass ich dann sage: "Neu auf in den Kampf." Und
dass ich dann nicht sage: "Hättest du einmal damals das gemacht."