Die Erfahrungen von Veronika Hennings
Veronika Hennings ist 49 Jahre zum Zeitpunkt des Interviews. Sie hat einen Sohn, der ADHS hat. Das Kind war schon immer sehr aktiv und unaufmerksam. Zuerst haben Frau Hennings und ihr Mann einige nicht-medikamentöse Behandlungen ausprobiert, ohne Erfolg. Inzwischen geben sie ihrem Sohn Medikamente und sind mit deren Wirkung zufrieden. Frau Hennings hat einer Veröffentlichung ihres Interviews in der Videoversion zugestimmt.
Als ihr Sohn in der ersten Klasse war, hatte die Klassenlehrerin die Eltern darauf aufmerksam gemacht, dass ihr Kind den Unterricht stören würde. So würde er sich nicht an die Regeln halten, könne sich nicht konzentrieren, renne ständig überall herum und würde viele Aufgaben nicht zu Ende bringen. Ähnliche Hinweise hatte die Mutter bereits in der Krabbelgruppe und im Kindergarten gehört, aber keinen Grund für eine ärztliche Abklärung gesehen. Einem Termin im Sozialpädagogischen Zentrum folgten Untersuchungen bei verschiedenen Ärztinnen und Ärzten. Am Ende stand die Diagnose ADHS fest. Eine medikamentöse Behandlung wurde nicht empfohlen. Die Eltern versuchten es zunächst mit homöopathischen Mitteln. Strengere Regeln zu Hause und in der Schule sollten das Verhalten des Jungen in die richtige Richtung lenken.
Trotz dieser Veränderungen hatte das Kind weiterhin Schwierigkeiten in der Schule, insbesondere mit Lesen und Schreiben. Die Situation wurde prekärer, als die Leistungen ab der 5. Klasse bewertet wurden. Die Lehrkräfte in der Schule wären keine große Hilfe gewesen, weil die meisten sich mit AD(H)S nicht auskennen würden. Frau Hennings musste auch die Erfahrung machen, dass andere Eltern, die auch ein Kind mit AD(H)S sogar in derselben Klasse hatten, nicht offen darüber sprechen wollen. Allgemein hätten viele Erwachsene starke Vorteile gegenüber AD(H)S, insbesondere gegenüber der medikamentösen Therapie.
Veronika Hennings hat sich schon immer viel Mühe gegeben und viel Zeit darauf aufgewendet, mit ihrem Sohn Hausaufgaben zu machen, damit er in der Schule mitkommt. Durch die Schulsituation und die ständige Aufsicht über die Hausaufgaben kam der Junge unter einen so starken emotionalen Druck, dass er der Mutter gegenüber den Wunsch äußerte, lieber tot sein zu wollen: Dann hätten „alle den Stress nicht mehr“. Dies war ein Wendepunkt für Frau Hennings: Sie entschloss sich, eine Selbsthilfegruppe für betroffene Eltern aufzusuchen. Dort hat sie viel Hilfe und Unterstützung erhalten, vor allem auch den Hinweis, dass Medikamente in manchen Fällen den Kindern gut helfen würden. Nachdem nochmalige Versuche mit Alternativmedizin und Verhaltensänderung (z. B. ein Belohnungssystem) wiederum keine Wirkungen zeigten, begann Frau Hennings in Absprache mit einer Ärztin in der Kinder- und Jugendpsychiatrie mit der Gabe von Medikinet. Inzwischen wünscht sie sich, sie hätten schon viel früher damit angefangen, dann wäre ihnen Vieles erspart geblieben.
Neben den positiven Veränderungen führte die Tabletteneinnahme ebenfalls dazu, dass der Junge mehr über sein Verhalten nachdachte und auch mehr Eindrücke von anderen Menschen aufnahm. Dies verunsichert ihn manchmal, wenn er mit anderen Menschen zusammen ist.
Mit ihrem Sohn fühlt sich Frau Hennings manchmal allein gelassen und etwas überfordert. Dazu trägt auch die Berufssituation bei. Sie selbst arbeitet halbtags in einem Büro; ihr Mann arbeitet unter der Woche auswärts und ist nur am Wochenende zu Hause.
Das Interview wurde 12.06.2014 geführt.
Alle Interviewausschnitte von Veronika Hennings
Veronika Hennings Erfahrungen bei der Diagnostik waren durchweg positiv.
Veronika Hennings‘ Sohn beschreibt die Wirkung von Medikinet.
Veronika Hennings wünschte, sie hätte bereits früher ihrem Kind die Medikamente gegeben.
Veronika Hennings berichtet über ihre gemischten Erfahrungen mit Homöopathie.
Auch Veronika Hennings’ Sohn erwies sich als überdurchschnittlich intelligent.
Veronika Hennings spricht über die Schwierigkeiten den richtigen Umgang mit ihrem Kind zu finden.