Eine Lehrerin hatte Ingo Wick gebeten, seinem Kind Medikamente zu geben, weil der Unterricht sonst nicht möglich wäre.
Ingo Wick: Und bei dem Kleinen war es so, da war die Sympathie von mir aus bei ihr von Anfang an nicht da – und von meiner Lebensgefährtin auch nicht. Uns wurde dann echt auf den Kopf zugesagt: „Das Kind hat das und das und das.“ Und den anderen Eltern, die wir auch kennen aus dem Kindergarten und durch eine andere Freundin, da hat die Klassenlehrerin das wohl auch mehreren in der Klasse auf den Kopf zugesagt, dass die Kinder das hätten. Und man sollte doch Tabletten geben und der Unterricht wäre sonst nicht möglich. Oder die Kinder müssten noch mal in den Vorschulkindergarten. Da kamen wir uns ganz schön, sage ich mal, also nicht erpresst vor, aber ich war schockiert und ich habe dann auch rechtliche Schritte eingeleitet. Erstmal habe ich versucht mit ihr zu kommunizieren und dann hat sie uns im Gespräch gesagt, das würde nicht gehen und er müsste das dann halt kriegen. Und sie hat ihn dann auch bloßgestellt. Er war auch mit im Raum drin und er musste sich dann da hinstellen und sollte irgendwas rechnen oder irgendwie etwas buchstabieren. Dann konnte er das nicht. Das ist für das Kind natürlich auch kompletter Schwachsinn und total doof. Und dann habe ich mich gleich danach an den Schulleiter gewandt und habe mit dem ein Vier-Augen-Gespräch gehabt. Ich habe ihm das erklärt, habe es dargestellt. Er hat dann auch viel notiert. Meine Sicht, wie ich, wie wir es halt erlebt haben. Und er hat dann auch eingesehen und meinte, das würde nicht gehen, er würde mit der Frau noch mal sprechen, mit der Lehrerin. Nichtsdestotrotz haben wir diese Diagnose auch noch durchführen lassen, weil wir dann wissen wollten, ob er es jetzt hat oder nicht. Und er hat es dann ja auch gehabt. Also es wurde ja festgestellt: Intelligenzquotient bei beiden über 110, knapp 120. Das ist schon mal nicht schlecht. Wir wollten nicht, dass er zurück in den Vorschulkindergarten kommt, weil das wäre für ihn komplett Scheiße. Er ist eingeschult worden mit seinen Freunden und dann nach nur drei, vier Wochen wieder in den Vorschulkindergarten und dann noch Mal. Er hat sich echt gefreut, in die Schule zu kommen. Aber diese Frau war ein bisschen sehr unsympathisch. Dann nach dem Gespräch wollte der Schulleiter noch mal mit der Lehrerin sprechen und die hat ihm das auch noch mal geschildert. Dann gab es noch ein Gespräch unter acht Augen: die Lehrerin, der Schulleiter und meine Freundin und ich. Dann ist die Frau wieder komplett zurückgerudert: sie hätte das gar nicht gesagt, es würde alles gar nicht so stimmen. Wir hätten dann auch gesagt Klassenwechsel, eventuell Schulwechsel und sie ist dann halt zurückgerudert. Seitdem sie dann auch wusste, dass er Medikamente nimmt, ist es eigentlich ruhiger geworden. Es gab dann auch nicht mehr so Anrufe, dass er den Unterricht stört oder Quatsch macht. Und Klassenclown war er dann nicht mehr. Also, sie war dann danach auch positiv gestimmt von ihm. Ich hatte diese Befürchtung, dass sie das Kind nur negativ behaftet sieht. Ich habe gefragt: „Gibt es denn irgendwas Positives an meinem Kind?“ Da sagte sie „Nein, es gibt nichts Positives.“ Ich hatte Angst, dass sie ihn ständig im Unterricht denunziert oder auch nur negativ behaftet behandelt. Hinterher sagte sie, das hätte sie alles nicht gesagt. Aber es hat sich wohl gebessert. Man merkt ja irgendwie, ob die Lehrer das Kind sympathisch finden oder nicht. Und damals war das nicht so. Das hat sich jetzt gebessert. Sie ist auch super überrascht, wie toll er jetzt mitarbeitet. Auf dem letzten Elternabend hat sie es auch noch mal gesagt. Und letztens war noch ein Elternsprechtag, da hat sie es auch noch mal gesagt, dass er richtig gut lesen kann, richtig gut mitmacht, sich ganz toll Sachen merken kann, wie kein Anderer. Und das ist so eine positive Wendung. Wobei ich sagen muss, ich hatte am Anfang das Gefühl, dass ich diese Lehrerin so eingeschätzt habe, sie stand kurz vor der Rente und da waren viele Granaten in ihrer Klasse drin.
Interviewer: Überfordert?
Ingo Wick: Erst einmal überfordert und auch nicht genug qualifiziert, weil sie stand halt schon kurz vor der Rente und hatte keine Ahnung von dem Thema. Irgendwelche jüngeren Lehrer oder Lehrkräfte, die haben das auch schon Mal in ihrer Ausbildung gehabt. Aber das sind hier auf dem Dorf alles irgendwelche Tanten, die auf die Rente warten und keinen Platz machen für Neue. Ich hatte so die Befürchtung, die wollte es sich so leicht wie möglich machen.Dann wollte sie halt versuchen: „Der raus, der raus, der raus, die ganzen Störquellen raus.“ So hatte ich das Gefühl.Aber nicht mit mir.
Interviewer: Überfordert?
Ingo Wick: Erst einmal überfordert und auch nicht genug qualifiziert, weil sie stand halt schon kurz vor der Rente und hatte keine Ahnung von dem Thema. Irgendwelche jüngeren Lehrer oder Lehrkräfte, die haben das auch schon Mal in ihrer Ausbildung gehabt. Aber das sind hier auf dem Dorf alles irgendwelche Tanten, die auf die Rente warten und keinen Platz machen für Neue. Ich hatte so die Befürchtung, die wollte es sich so leicht wie möglich machen.Dann wollte sie halt versuchen: „Der raus, der raus, der raus, die ganzen Störquellen raus.“ So hatte ich das Gefühl.Aber nicht mit mir.