Obwohl die ersten wissenschaftlichen Beschreibungen von AD(H)S gut 100 Jahre zurückliegen, wird die Störung in den Medien häufig als eine „Modediagnose“ dargestellt. Begrifflichkeiten wie „Zappelphilipp“ und „Träumerchen“ finden sich in Schlagzeilen von Zeitungen als bildliche Beschreibungen von Menschen mit AD(H)S. Auf die vorherrschende gesellschaftliche Meinung über AD(H)S und die Darstellung in den Medien reagierten die interviewten Personen sehr unterschiedlich.
Tessa Ruth ist häufig verärgert, wenn andere Menschen ADHS nicht ernst nehmen und als eine „Modekrankheit“ bezeichnen.
Sarah Burkhardt findet, dass AD(H)S-Medikamente in den Medien manchmal sehr negativ dargestellt werden.
Sydney Epp vergleicht Medikamente eher mit Vitaminen als mit Drogen. Die Tabletten und AD(H)S würden auch in ihrem Land häufig negativ betrachtet und stigmatisiert.
Nils Wildner stören die vielen Vorurteile über AD(H)S.
Die Betroffenen und ihre Angehörigen haben unterschiedliche Wege gefunden, mit diesen Vorurteilen umzugehen: zum Beispiel offen über die Diagnose zu sprechen und das soziale Umfeld aufzuklären. Andere Interviewpartnerinnen und -partner wollten grundsätzlich nicht mehr über die Diagnose sprechen.
Tessa Ruth spricht kaum noch über ihre Diagnose. Denn es trifft sie, wenn Personen in ihrem Umfeld die Existenz von AD(H)S leugnen oder aber Betroffene beleidigen.
Tessa Ruth spricht in der Öffentlichkeit nicht über ihr ADHS, weil sie Stigmatisierungen befürchtet.
Korbinian Burkhardt hat den Eindruck, dass sein soziales Umfeld ADS für eine billige Ausrede hält, wenn etwas nicht klappt.
Ihr Psychiater hat Kyra Dressel bei der Aufklärung des sozialen Umfeldes über die Diagnose unterstützt.
Fiona Zander wünscht sich eine bessere Aufklärung über AD(H)S durch die Medien, so dass das soziale Umfeld besser über Hilfestellungen bei ADHS informiert ist.
Korbinian Burkhardt hält die Aufklärung des Umfeldes nicht immer für eine gute Idee.
Der abwertende Begriff „Modediagnose“ erschwert das Leben mit AD(H)S. Dieser Begriff könnte sogar einer frühzeitigen Diagnostik und Behandlung im Weg stehen.
Für Leopold Ruff sollte AD(H)S als Erkrankung akzeptiert werden, um spätere negativen Folgen einer unbehandelten AD(H)S zu verhindern.
Tessa Ruth glaubt, dass sich manche Betroffene – um nicht unter den Verdacht einer Modediagnose zu fallen – nicht diagnostizieren und behandeln lassen.
Die Existenz von AD(H)S wird von den interviewten Personen nicht in Frage gestellt. Einige sind jedoch der Meinung, dass die Diagnose in manchen Fällen zu vorschnell vergeben wird.
Sarah Herzberg findet schon, dass AD(H)S eine richtige Erkrankung ist, die Diagnose aber häufig zu frühzeitig vergeben wird.
Xenia Pfeuffer findet, dass die Diagnose teilweise zu leichtfertig vergeben wird. Aus ihrer eigenen Erfahrung hat sich ihr Bild von ADHS gewandelt.
Für Marko Ruth gibt es keinen Zweifel an ADHS. Schließlich hatte er die Symptome bereits vor der Diagnose.
Für Leopold Ruff können nur Personen, die keine AD(H)S haben, Zweifel an der Existenz der Erkrankung haben.
Theresa Geißler findet, dass es unverschämt ist, wenn Menschen AD(H)S nicht anerkennen und den Betroffenen ohne Rücksicht auf die Erkrankung überfordern.
Sarah Herzberg sieht das Problem in der Unsichtbarkeit der Erkrankung, weshalb sie oft nicht anerkannt werde.
Ähnlich sagt Xenia Pfeuffer, dass man eine AD(H)S, anders als ein gebrochenes Bein, nicht sehen kann.
Neben den betroffenen Kindern, sahen sich auch die Eltern oft mit Vorurteilen gegenüber AD(H)S konfrontiert.
Für Ingo Wick ist der Freundeskreis aufgrund der Vorurteile seines sozialen Umfeldes kleiner geworden.
Eine interviewte Person berichtete sogar, dass sie Schwierigkeiten hatte, einen Arzt zu finden, der an AD(H)S ‚glaubte‘.
Kyra Dressel fand nur schwer einen Psychiater, der ihr Krankheitsbild ernst nimmt.