Behandlung im Krankenhaus
Vereinzelt erzählten unsere Interviewpartner*innen, wie sich ihre Symptome verschlimmerten, sodass sie ambulant oder stationär im Krankenhaus behandelt werden mussten.
Zuhause erlebten einzelne Interviewpartner*innen, wie sich ihr körperliches Befinden und ihre Leistungsfähigkeit zunehmend verschlechterte. Sie berichteten von großer Abgeschlagenheit, davon „in der Dusche (aufgrund von Schwäche) zusammengebrochen“ zu sein, keine Luft mehr zu bekommen oder auch über längere Zeit hohes Fieber zu entwickeln. Dies verunsicherte sie sehr und sie wussten nicht, was zu tun war. Viele erzählten uns, wie sie zunächst mit ihren Ehepartner*innen oder Bekannten abwägten, was sie nun tun sollten. Auch kontaktierten sie ihre Hausärzt*innen, den ärztlichen Bereitschaftsdienst (116117) oder die Notrufhotline (112), um zu fragen, was sie machen sollten. Einige Interviewpartner*innen entschieden danach, sich in der Notaufnahme vorzustellen. So entschloss Helen Struch auf Anraten eines Freundes, sich in der Notaufnahme untersuchen zu lassen.
Andere Interviewpartner*innen schilderten, dass ihnen entweder von ihren Hausärzt*innen oder Mitarbeiter*innen der Hotlines geraten wurde, sich aufgrund der Schwere ihrer Symptome im Krankenhaus behandeln zu lassen. In den Interviews beschrieben einzelne Interviewpartner*innen von den Herausforderungen, eine Einweisung oder einen Transport in das Krankenhaus zu bekommen. So berichtete Monika Steiner, dass sie, bevor sie einen Krankentransport bekam, erst noch die Praxis ihrer Hausärztin aufsuchen musste, um von dort ins Krankenhaus transportiert zu werden. Dies war sehr beschwerlich für sie, da es ihr sehr schlecht ging.
Monika Steiner beschrieb ihre Odyssee, um ins Krankenhaus zu kommen.
Doris Michels konnte sich zu Hause nicht mehr versorgen und wurde daher von ihrer Hausärztin in ein Krankenhaus eingewiesen. Sie erzählte uns von ihren Erfahrungen im Krankenhaus. Nach einer Woche wurde sie nach Hause entlassen. Da sie sich noch sehr schwach fühlte, war sie sehr verunsichert, wie es ihr zu Hause ergehen würde.
Doris Michels berichtete von ihrem Krankenhausaufenthalt.
Der Gesundheitszustand von drei unserer Interviewpartner*innen verschlechterte sich während ihres Aufenthalts im Krankenhaus weiter, sodass sie intensivmedizinisch versorgt werden mussten. Vieles, was sie auf der Intensivstation erlebten, beschäftigte sie auch noch Monate nach der Entlassung. Auch von anderen isoliert zu sein, war schwer. Dies wird detaillierter hier beschrieben: Erleben der Isolation im Krankenhaus.
Die Erfahrungen von Michael Baumann waren geprägt von einem Hin und Her zwischen Normal-, Isolier- und Intensivstation. Außerdem erzählte er, dass er bereits in einem Krankenhaus intensivmedizinisch im März 2020 versorgt wurde, als er in ein anderes Krankenhaus verlegt wurde. Er erzählte, wie traumatisch er manche Behandlungen empfand. So erlebte er, dass ihm ohne viel zu erklären, Katheter gelegt wurden. Dies empfand er als sehr unmenschlich, sowie traumatisch und dies bewegte ihn auch noch Monate nach der Behandlung. Auch bekam er bei der nicht-invasiven Beatmung Panik und konnte diese nur mit der Gabe von Morphium ertragen.
Michael Baumann beschrieb seine traumatische Erfahrung, als er auf die Intensivstation kam.
Michael Baumann bekam Morphium, um die nicht invasive Beatmung besser zu tolerieren.
Der erste Eindruck von Monika Steiner von der Intensivstation im April 2021 glich zuerst einer „Rumpelkammer“ mit all den Geräten und Kabeln. Besonders schockierend empfand Monika Steiner, dass es dort keine Toiletten gab. Sie fühlte sich die gesamte Zeit von dem Personal sehr gut betreut. Monika Steiner schilderte, dass sie Sauerstoff via Highflow und später noch Antibiotika, Kortison, Blutverdünner und Bewegungstherapie bekam. Außerdem erzählte sie von einem Gespräch zwischen ihr und einem Arzt, das sie sehr verunsicherte und beängstigte. In dem Gespräch teilte der Arzt ihr mit, dass es sehr ernst um sie stehen würde und wollte von ihr wissen, was sie vor Ort im Notfall tun dürften. Monika Steiner erzählte, dass sie dies nicht verstehen konnte, da es ihr nicht so schlecht ging. Da sie leben wollte, sagte sie zu dem Arzt, dass sie alles tun sollten.
Monika Steiner beschrieb ihren Behandlungsalltag auf der Intensivstation.
Stephan Bergmann erzählte, wie er aufgrund der Schwere seiner COVID-19 Symptome im Dezember 2020 in ein künstliches Koma gelegt wurde. Hierfür war eine sogenannte Intubation notwendig, d.h. es wurde ein Kunststoffschlauch in die Luftröhre eingeführt, um die Atmung aufrechtzuerhalten. An die Zeit auf der Intensivstation vor dem künstlichen Koma konnte sich Stephan Bergmann kaum erinnern. Nachdem er aus dem künstlichen Koma zurückgeholt wurde und der Schlauch aus seiner Luftröhre entfernt wurde, stellte man bei ihm eine Schädigung der Stimmbänder fest. Auch zum Zeitpunkt des Interviews im September 2021 hatte er noch Beeinträchtigungen. Das Sprechen strengte ihn sehr an. Rückblickend beschrieb er diese Erfahrung als Grenzerfahrung, auch da ihm die Ärzt*innen zur Entlassung noch sagten, dass er froh sein könnte, noch Weihnachten feiern zu dürfen.
Stephan Bergmann beschrieb seine Erfahrungen auf der Intensivstation und danach.
Viktor Amsel befand sich aufgrund einer Herz-OP im Dezember 2020 bereits auf der Intensivstation eines Krankenhauses, als er sich mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infizierte. Auch er konnte sich nicht mehr an Vieles erinnern. Vieles wusste er nur durch die Erzählungen seiner Ehefrau oder den behandelnden Ärzt*innen.