Die Erfahrungen von Martin Krause
Zum Zeitpunkt des Interviews im März 2022 war Martin Krause 41 Jahre alt und lebte mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in einem Haus. Martin Krause arbeitete in einem Logistikunternehmen. Nebenberuflich war er bei der freiwilligen Feuerwehr und beim Rettungsdienst tätig, als er sich plötzlich nicht mehr fit fühlte. Er hatte ein Kältegefühl und bekam Schweißausbrüche. Daraufhin testete er sich mit Antigen-Selbsttests und PCR-Abstrich. Alle Tests fielen positiv aus. Er erlebte hohes Fieber (40 Grad), Schüttelfrost, Geruchs- und Geschmacksverlust, starke Kopfschmerzen, Gliederschmerzen und schwere Atemprobleme. Auch ein Jahr später hatte er noch mit vielen, täglich schwankenden Symptomen zu kämpfen, unter anderem mit Vergesslichkeit und Fatigue.
In einer Woche im März 2021 ging Martin Krause seiner freiwilligen Arbeit in Feuerwehr- und Rettungsdienst nach und führte einige Ausbildungen durch. Schnell bemerkte er, dass er nicht so fit war und ihn ein ständiges Kältefühl begleitete. Trotz dieser Anzeichen arbeitete er weiter. Etwa zwei Tage später fühlte er sich wesentlich schlechter: Er konnte nur schlecht schlafen und hatte Schweißausbrüche. Martin Krause nahm Schmerzmittel, um diese Symptome zu lindern. Etwa fünf bis sechs Tage nach Auftreten der ersten Symptome kontaktierte er seinen Hausarzt, dieser ging jedoch nur von einer Erkältung aus. Kurze Zeit später ging es Martin Krause deutlich schlechter. Seine Frau besorgte Antigen-Selbsttests. Er wiederholte die Selbsttests mehrere Male, da er das positive Testergebnis nicht glauben konnte und dachte, dass mit den Tests etwas nicht stimmte. Als der dritte Test positiv war, war er schockiert. Auch die Selbsttests seiner Familie fielen positiv aus. Aufgrund der Osterfeiertage konnte er weder das Gesundheitsamt noch seinen Hausarzt erreichen, daher isolierte sich die Familie vorsorglich zuhause. Über das Osterwochenende ging es ihm und seiner Frau täglich schlechter. Hinzu kamen Symptome wie hohes Fieber (40 Grad), Schüttelfrost, Geruchs- und Geschmacksverlust, starke Kopfschmerzen, Gliederschmerzen und schwere Atemprobleme. Etwa zehn Tage nach Auftreten der ersten Symptome ließen Martin Krause und seine Familie beim Hausarzt PCR-Tests durchführen, die positiv ausfielen. Noch am gleichen Tag wurden er und seine Familie vom Gesundheitsamt kontaktiert und zu einer 14-tägigen Isolation aufgefordert.
Im Zeitraum der Isolation machten Martin Krause vor allem die Atemprobleme zu schaffen. Auch seiner Frau ging es täglich schlechter. Somit entschied er sich, seinen Hausarzt zu kontaktieren. Dieser schrieb eine Einweisung für eine Uniklinik für den Fall, dass sich die Situation bei einem der beiden noch verschlechterte. Diese haben weder er noch seine Ehefrau in Anspruch nehmen müssen, da die Atembeschwerden nach und nach abklangen. In der Isolation erhielt er Unterstützung von Familie und guten Freund*innen, welche sie mit Lebensmitteln versorgten und mit den zwei Familienhunden spazieren gingen. Hierzu richteten sie in ihrer Garage eine Art Schleuse ein.
Martin Krause ging es nach vier Wochen nach der Isolation immer schlechter. Er hatte keinen Antrieb, keinen Geruchs- und Geschmackssinn, Kopfschmerzen und konnte nur sehr schwer seinen Alltag bewältigen, da er kaum Energie hatte. Er schlief viel und wurde weiterhin von seinem Hausarzt krankgeschrieben. Auch bemerkte Martin Krause, dass er zunehmend vergesslich wurde und sich kaum konzentrieren konnte. Durch die anhaltende, täglich schwankende und sehr vielfältige Symptomatik fing er an, sich im Internet über Long-COVID zu informieren. Er bekam etwa vier Monate nach seiner Akuterkrankung einen Termin in einer Long-COVID-Ambulanz. Dort wurde ein Konzentrationstest durchgeführt, welcher vor allem bei den kognitiven Fähigkeiten schlecht ausfiel. Von seinem Hausarzt wurde er an einen Neurologen überwiesen, welcher alle Hebel in Bewegung setzte und sofort einen Rehabilitationsantrag stellte. Diese Reha wurde kurz vor Weihnachten 2021 abgesagt, da die Klinik keine COVID-Patient*innen mehr behandelte, was für ihn einen großen Rückschlag darstellte.
Zum Zeitpunkt des Interviews, etwa ein Jahr nach seiner COVID-19 Erkrankung, fühlte sich Martin Krause noch nicht gesund. Ihn begleiteten täglich schwankende Symptome, wie etwa Vergesslichkeit und Erschöpfung. Da er vor seiner Erkrankung nur wenig Zeit für die Familie gehabt hatte, entschied er sich nach seiner Akuterkrankung, mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Dabei half ihm sein neues Hobby „Bushcraft“, eine Art Überlebenstraining in der Wildnis. Er entschied sich auch, seine Arbeit bei der freiwilligen Feuerwehr nicht fortzuführen. Der Austausch mit anderen Betroffenen in einer Selbsthilfegruppe half ihm sehr, da er sich dort verstanden fühlte. Sein Arbeitgeber unterstützte ihn sehr und Martin Krause hofft, dass er bald wieder arbeiten kann.
Alle Interviewausschnitte von Martin Krause
Martin Krause wurde vom Neurologen auf eine Rehamaßnahme aufmerksam gemacht.
Martin Krause fühlte sich im März 2021 nicht mehr so fit, bekam Schweißausbrüche und war schlapp.
Martin Krause fragte sich, ob er sich alles einbildete und sagte, dass man Long COVID nicht sieht.
Martin Krause zog in Erwägung, seinen Hausarzt zu wechseln, da er dort nicht weiterkam