Die Erfahrungen von Ilona Bergmann
Ilona Bergmann war zum Zeitpunkt des Interviews 55 Jahre alt und lebte mit ihrem Ehemann in einem Haus. Sie war als Ingenieurin tätig. Im November 2020 bemerkte sie starke Rücken- und Gliederschmerzen, sodass ihr Hausarzt einen Coronatest empfahl. Ein paar Tage später erhielt sie ihr positives Testergebnis in der Corona-Warn-App. Sie entwickelte Fieber über 40 Grad und hatte Geschmacksverirrungen. Nach drei Wochen Isolation fühlte sie sich noch etwas müde und schlapp. Zum Zeitpunkt des Interviews war sie zweifach geimpft.
Im November 2020 hatte Ilona Bergmann circa drei Tage starke Rücken- und Gliederschmerzen. Zunächst dachte sie aber nicht daran, dass dies Zeichen für eine COVID-19 Erkrankung sein könnten. Um die Rückenschmerzen zu lindern, setzte sie sich während der Arbeit mit ihrem Rücken gegen die Heizung. Als die Schmerzen schlimmer wurden, rief sie ihren Hausarzt an. Der Hausarzt schrieb sie ohne weitere Vorstellung sofort für eine Woche krank und buchte ihr einen Termin zum PCR-Abstrich in einem Testzentrum am gleichen Tag. Mit dem Auto machte sie sich auf den Weg und wurde an einem Freitag im November getestet. Das Ergebnis bekam sie einen Tag später, an einem Samstag, auf ihr Handy, die Corona-Warn-App leuchtete rot. Ilona Bergmann konnte es zunächst nicht glauben und dachte zuerst, dass das Testergebnis falsch sei. Sie und ihr Ehemann begaben sich daraufhin in 14-tägige Isolation. Über das Wochenende bemerkte Ilona Bergmann, wie sie schwächer und schlapper wurde. Sie hatte keine Halsschmerzen, aber das seltsame Gefühl, dass ihr irgendetwas den Hals herunterläuft. Für ein paar Tage bekam sie um die 40 Grad Fieber und nahm daher fiebersenkende Mittel. In den Nächten versuchte sie, wach zu bleiben, sie traute sich nicht, zu schlafen. Zu dieser Zeit hatte ihr Mann nur einen leichten Schnupfen und kümmerte sich um Ilona Bergmann, kochte ihr Essen. Zum Ende der ersten Woche der Isolation, als ihr Fieber langsam weniger wurde, bekam ihr Ehemann Fieber. Dann bekam Ilona Bergmann für zwei Tage Brustschmerzen. Sie hatte aber nicht das Gefühl, eine Lungenentzündung zu haben. Ilona Bergmann hatte leichte Geschmacksverirrungen, so schmeckte ihr plötzlich kein Kaffee oder das Wasser aus der Leitung. Da es ihrem Ehemann nicht besser ging, kontaktierten sie das Gesundheitsamt, um einen erneuten Termin für einen Corona-Test für ihren Ehemann zu bekommen. In dieser Zeit erkundigte sich auch ein befreundeter Arzt nach ihr und ihrem Mann. Dieser Arzt begleitete sie während ihrer kompletten Erkrankungsphase und war für Ilona Bergmann eine große Unterstützung, sie konnte ihn jederzeit alles fragen. Ihrem Mann ging es zu Beginn der zweiten Woche der Isolation zusehends schlechter, sodass sie sich zunächst an das Gesundheitsamt wandte, um einen Krankenwagen für ihren Mann zu besorgen. Dieses teilte ihr dann mit, dass sie dazu den Hausarzt anrufen müsse. Die Hausärztin erkundigte sich, welches Krankenhaus noch einen Platz frei hatte und veranlasste einen Krankenwagen. Ihr Mann stieg zu dem Zeitpunkt noch selbst in den Krankenwagen ein und Ilona Bergmann hatte sich nicht richtig verabschiedet. Ihr wurde erst später bewusst, dass sie sich ja auch noch in Isolation befand und nicht ins Krankenhaus fahren konnte. Ilona Bergmann ging es zu dem Zeitpunkt körperlich schon besser. Ilona Bergmann und ihr Ehemann blieben zunächst in Kontakt per WhatsApp und Video-Anrufen. Doch sie bemerkte, dass ihr Ehemann nur noch schlecht Luft bekam. Sie hat ihm ein Päckchen ins Krankenhaus schicken lassen, indem sich ein paar persönliche Dinge und ein Schutzengel befanden. Kurz nach Erhalt des Päckchens ging es ihrem Ehemann immer schlechter, so dass er ins künstliche Koma versetzt werden sollte. Davor hatten die beiden nochmal die Möglichkeit zu telefonieren und Ilona Bergmann machte ihrem Mann Mut und versteckte ihre Angst. Während ihr Ehemann im künstlichen Koma lag, erkundigte sich Ilona Bergmann täglich im Krankenhaus nach ihm und alle Ärzt*innen und Pfleger*innen nahmen sich immer Zeit für sie. In dieser Zeit halfen ihr vor allem Gespräche mit Freund*innen und Verwandten. Vor allem waren Freund*innen mit einem medizinischen Hintergrund eine große Stütze für sie. Auch „sprach“ sie jeden Tag mit ihrem Mann. Nach den zwei Wochen der Quarantäne wurde sie vom Gesundheitsamt angerufen und nach ihrem Befinden gefragt. Da sie noch ein leichtes Kratzen im Hals verspürte, wurde die Isolation noch um eine Woche verlängert. Versorgt wurde sie in dieser Zeit von Freund*innen und Nachbar*innen.
Nach den drei Wochen der Isolation machte sie sich sofort auf, ihren Ehemann im Krankenhaus zu besuchen. Sie fühlt sich nach den drei Wochen noch etwas schlapp und es strengt sie noch alles sehr an. Ihr Mann wurde dann auch aus dem künstlichen Koma zurückgeholt und erholte sich nur langsam. Ilona Bergmann war es immer wichtig, miteinander zu reden, vor allem auch, um das Erlebte aufzuarbeiten. Sie wurden auch von einem Freund gefragt, über ihre Erlebnisse eine Art Collage anzufertigen. In diesem Rahmen konnten sich Ilona Bergmann und ihr Ehemann alles von der Seele schreiben, was beiden sehr half.
Zum Zeitpunkt des Interviews im Oktober 2021 fühlte sich Ilona Bergmann manchmal noch ein bisschen müde und schlapp. Nach der COVID-19 Erkrankung konnte sie gut ein halbes Jahr später auch geimpft werden. Mit der Impfung fühlt sie sich sicherer und linderte so die Angst, ihren Ehemann anzustecken. Ilona Bergmann empfiehlt anderen Betroffenen, mit ihren Partner*innen zu reden und sich auszutauschen, besonders, wenn beide Partner*innen mit unterschiedlichem Schweregrad von Corona betroffen sind. Dies half ihr und ihrem Ehemann, die Sicht und die Ängste des jeweils Anderen zu verstehen.