Felicitas Welter beschrieb detailliert ihre Erfahrungen in einer psychosomatischen Reha, in der sich ihre Symptome verschlimmerten und die sie schließlich nach neun Tagen abbrach.
Als ich dann mit der Reha begann, habe ich eigentlich einen sehr schönen Ort gefunden, eine sehr schöne Einrichtung, direkt am See gelegen und ich habe mich dort auch am ersten Tag schon recht wohlgefühlt. Dann begannen dort die ersten Untersuchungen und ich war dann doch wirklich erstaunt, wie wenig spezifisch die Ärzteschaft eigentlich über Long-Covid informiert ist. Also sie hatten das dort eben als Extraprogramm auf ihrer Website beschrieben und eigentlich auch, wie wenig dort die Ärzteschaft überhaupt bereit ist, dort irgendwie gesondert darauf einzugehen. Also ich hatte dort einfach sehr stark die ganze Zeit den Eindruck, ich werde einfach daraufhin untersucht, das Krankheitsbild einer Depression oder psychosomatischen Erkrankung bestätigt sehen zu wollen. Und ganz wenig offen, sozusagen wirklich zuzuhören und zu schauen: „Wie könnte man mir jetzt dort tatsächlich helfen?“ Also diesen Eindruck hatte ich dann leider überhaupt nicht. Das war wirklich erschütternd. Weil letztendlich bin ich bisher noch nie irgendwie schwer erkrankt gewesen und immer dem Gesundheitssystem gegenüber eingestellt gewesen, dass man dort auch wirklich helfen will und helfen wird, wenn ich einmal schwerwiegender erkrankt sein sollte. Dieser Eindruck oder auch so dieses Vertrauen ins Gesundheitssystem wurde dann doch so nach und nach irgendwie, besonders auch zu Beginn dieser Reha, erschüttert. Ich habe durchaus Erfahrung in meiner Vergangenheit, in der ich immer sehr, sehr viel gearbeitet habe. Ich bin grundsätzlich ein sehr leistungsorientierter Mensch, mit Depression oder auch mit solchen Erschöpfungszuständen – habe das dort auch geschildert – und bin einfach auf der Basis direkt so eingeordnet worden. Ich habe aber immer gesagt, dass ich eben aus dieser Erfahrung heraus weiß, ich habe jetzt ganz sicher keine Depression, weil diese Erschöpfung eine ganz andere ist. Weil ich einfach mental, von meiner Stimmung her ganz anders drauf bin, als man es ist, wenn man in so einem Erschöpfungszustand ist und also einem mentalen Erschöpfungszustand ist. Man hat mir da einfach überhaupt nicht zugehört. Also, es hat sich dann auch herausgestellt, warum: Weil, letztendlich hatten die überhaupt kein spezifisches Long Covid-Programm. Die haben mich dann einfach in eine Gruppe eingeordnet, in der auch noch zwei andere Long Covid-Patienten waren, die aber ein etwas anderes Krankheitsbild hatten. Mich wollten die dann dementsprechend mit einer stark aktivierenden Behandlung wieder fit machen. Ja, und das ist, wie ich da bisher wusste, eigentlich genau das Falsche, was man bei so einer Krankheit will, die ich habe, was doch eher so einem chronischen Fatigue-Syndrom ähnelt. Ja, doch tunlichst lassen sollte, weil es wirklich eine gravierende Zustandsverschlechterung bringen kann. Ich habe mir dann aber trotzdem noch gesagt: „Okay, versuch es erst mal. Vielleicht bringt es ja was. Vielleicht wissen die ja besser, was zu tun ist.“ Ich habe dann auch versucht, dieses Programm durchzuziehen. Also, man hat da ja einen sehr straffen Tagesplan, ähnlich einem Stundenplan in der Schule. Beginnt um sieben Uhr mit Aktivitäten verschiedenster Art, den man dann eben abarbeiten muss und wo man eigentlich von einem Termin zum anderen rennt. Ich habe das dann genau zwei Tage gemacht. Danach war ich dann vollkommen erschöpft und konnte überhaupt nicht mehr. Ich habe schon am ersten Tag, als mir dieser Plan vorgelegt wurde, gleich zu der begleitenden Psychologin gesagt, ich sehe schon, das wird mir zu viel werden, das kann ich so nicht machen. Und das hieß dann erst mal: „Na, versuchen sie es.“ Das „versuchen sie es, das glaubt man immer zuerst.“ So ungefähr. Gut, ich habe es dann versucht. Und bin dann am dritten Tag nachmittags zur Oberärztin und ich habe dann gesagt, „Also so kann ich das nicht machen, so werde ich das auch nicht machen. Wenn ich das so durchziehe, werde ich hier aus Ihrer Reha wahrscheinlich schwer krank herausgehen.“ Und „Sie können mir wir auch nicht garantieren, dass Sie meinen Zustand dann wieder verbessern können. Ich werde das so nicht fortsetzen.“ Und gut, dann hat sie gesagt: „Gut, dann müssen Sie jetzt an dieser Stelle gegen meinen ärztlichen Rat hier wieder abbrechen. Das kann natürlich Konsequenzen haben beim Krankengeld und so weiter.“ Ja, sie hat dann, dann schon ziemlichen Druck ausgeübt. Aber ich habe dann gesagt, "trotzdem, es ist meine Gesundheit". Derzeit weiß niemand, wie man mir helfen kann. Unabhängig davon bin ich zum Glück nicht in so einer finanziell angespannten Lage, dass ich davor jetzt Angst haben müsste. Ich beende das jetzt an der Stelle, wenn Sie mir nichts anderes anbieten können. Und so wurde ich dann am neunten Tag wieder abgeholt von meinem Mann.