Die Erfahrungen von Anna Schwenke-Korac
Zum Zeitpunkt des Interviews im Februar 2022 war Anna Schwenke-Korac 44 Jahre alt und wohnte mit ihrem Ehemann in einer Wohnung in einer Großstadt. Im November 2020 waren viele ihrer Kolleg*innen und Bewohner*innen des Pflegeheims an COVID-19 erkrankt, in dem sie als examinierte Altenpflegerin tätig war. Als sie erste Erkältungssymptome wie Hals- und Kopfschmerzen bemerkte, wurden sie und ihr Ehemann in dem Pflegeheim mit einem Antigen-Schnelltest auf das Coronavirus SARS- CoV-2 getestet. Ihr Test war positiv. Anna Schwenke-Korac erlebte in den ersten Wochen ihrer Erkrankung starke Migräne, Halsschmerzen und Übelkeit. Danach hatte sie vor allem Muskel- und Gelenkschmerzen und Konzentrationsstörungen, die noch bis Februar 2022 anhielten. Im Jahr 2021 ließ sie sich dreimal mit einem Corona-Impfstoff impfen.
Anna Schwenke-Korac arbeitete im November 2020 in einem Wohnbereich eines Pflegeheims und war dort für die Versorgung von fünfzehn älteren Menschen zuständig. Angst vor dem Coronavirus hatte sie nicht und sie versorgte auch Menschen, die sich bereits mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert hatten. Irgendwann bekam sie erste Erkältungssymptome und bemerkte an einem Freitag, dass sie keinen Appetit mehr hatte. Von der Nacht von Freitag auf Samstag wurde sie spät wach und bemerkte Hals- und Kopfschmerzen, ein komisches Stechen in der Nase, eine Unruhe und ihr ging es richtig schlecht. Anna Schwenke-Korac weckte ihren Mann und sie entschieden, früher zum Pflegeheim zu fahren, um sich dort vor dem alltäglichen Betrieb von ihren Kolleg*innen per Antigen-Schnelltest testen zu lassen. Der Test war bereits nach wenigen Sekunden positiv. Auch wenn sie dies bereits geahnt hatte, war das positive Ergebnis doch zunächst ein Schock. Ihr Ehemann war zu der Zeit noch negativ. Sie informierte sofort ihre Eltern und ihren Wohnbereich im Pflegeheim, den sie dann auch nicht mehr betreten durfte. Nach dem Test fuhren Anna Schwenke-Korac und ihr Mann wieder nach Hause, wo sie sich dann in ihrer Wohnung freiwillig isolierten. Solange ihr Mann noch keine Symptome zeigte, separierten sie sich in der Wohnung: Anna Schwenke-Korac schlief im Schlafzimmer und ihr Mann im Wohnzimmer und sie trugen in den Gemeinschaftsräumen eine FFP2 Maske. Am Montag darauf informierte sich Anna Schwenke-Korac bei ihrem Hausarzt und bei ihrer Stadtverwaltung, ob es die Möglichkeit für einen mobilen PCR-Test bei ihnen zuhause gäbe, da sich Anna Schwenke-Korac aufgrund ihrer Symptome nicht in der Lage fühlte, die Wohnung zu verlassen. Dies war nicht möglich und ihr Hausarzt informierte ein Testzentrum vor Ort. Anna Schwenke-Korac und ihr Mann ließen sich dort per PCR-Abstrich testen.
Am Mittwoch, zwei Tage später, erhielten Anna Schwenke-Korac und ihr Ehemann das positive Testergebnis via App. Das Gesundheitsamt rief ebenfalls in dieser Woche wegen der Quarantänebescheinigung an und erkundigte sich danach regelmäßig nach ihrem Befinden. Dies empfand sie als äußerst anstrengend, da es ihr noch nicht gut ging und sie in ihrer Erholung störte. Das Essen und Trinken fiel ihr in dieser Zeit schwer, aber sie zwang sich dazu. Anna Schwenke-Korac hatte in den ersten paar Tagen sehr schlimme Migräne, aber ihre Migränetabletten halfen nicht. Zusätzlich war ihr noch schlecht und sie hatte starke Erkältungssymptome. Sie kontaktierte daher ihren Hausarzt, aber er wusste auch keinen Rat. Anna Schwenke-Korac konnte auch eine Woche lang nichts schmecken und riechen. In der Zeit der Isolation ließen sie und ihr Mann sich von einem Bekannten Lebensmittel liefern, ihre Nachbar*innen im Haus brachten ihnen die Post und ihren Müll runter. Während der Zeit der Isolation kam auch das Ordnungsamt bei ihnen vorbei, um zu überprüfen, ob sie zuhause seien. Die Isolation wurde für sie und ihren Mann in Rücksprache mit dem Gesundheitsamt um noch eine Woche verlängert, da sie noch Symptome hatten. In der Zeit der Isolation telefonierte sie mit ihren Eltern, dies half ihr, sich auf andere Gedanken zu bringen. Anna Schwenke-Korac genoss die Zeit aber auch, da sie sonst die Jahre zuvor aufgrund ihres Berufs nie an Weihnachten oder Silvester zuhause war.
Nach den drei Wochen der Akuterkrankung fühlten sich Anna Schwenke-Korac und ihr Mann noch nicht gesund, sie hatten noch Muskel- und Gelenkschmerzen und Konzentrationsstörungen und wurden daher noch weitere zwei Wochen krankgeschrieben. Auch danach fühlte sie sich noch nicht wieder fit, wollte aber nicht ins Krankengeld fallen, so dass sie wieder anfing, zu arbeiten. Bei der Arbeit fiel es Anna Schwenke-Korac schwer, sich zu konzentrieren, sich z.B. Bewohner*innennamen zu merken und zu laufen. Sie verspürte Muskel- und Gelenkschmerzen, Abgeschlagenheit und Müdigkeit. Ihre Kolleg*innen begegneten ihr stets verständnisvoll und halfen ihr dabei sehr.
Mitte Februar 2021 wurde Anna Schwenke-Korac erneut für drei Wochen krankgeschrieben, da es ihr noch nicht besser ging. Alle COVID-Ambulanzen waren zu dieser Zeit überlaufen und eine Reha wollte sie aufgrund der damalig geltenden Corona-Schutzmaßnahmen in Reha- Einrichtungen nicht in Anspruch nehmen. Mit ihrem Mann entschloss sie sich dann, ihre Arbeitszeit von 80 auf 60 Prozent zu reduzieren, um so etwas mehr Zeit für ihre Genesung zu bekommen. Mitte des Jahres 2021 gründete Anna Schwenke-Korac eine Facebookgruppe für Menschen, die an COVID-19 erkrankt waren. In der Zeitung wurde sie auf eine Online-Selbsthilfegruppe aufmerksam, von der sie Gruppensprecherin wurde. Diese Selbsthilfegruppe war eine große Unterstützung für sie, da sie dort auf Verständnis traf und neue Informationen bekam. Über diese Selbsthilfegruppe erhielt sie auch einen Termin in der COVID-Ambulanz. Dort wurde festgestellt, dass ihre Antikörper viel zu hoch sind, was auf eine Autoimmunerkrankung hindeuten könnte. Auch wurde festgestellt, dass ihre Lunge nicht mehr richtig arbeitete. Daher wurde ihr geraten, bei Luftproblemen Salbutomol zu nehmen. Eine Psychotherapie wurde ihr auch empfohlen, zu der sie aber aufgrund der Distanz noch nicht gegangen ist.
Zum Zeitpunkt des Interviews, etwa anderthalb Jahre nach der Akuterkrankung, fühlte sich Anna Schwenke-Korac noch nicht gesund und war weiterhin krankgeschrieben. Sie fühlte sich in der COVID-Ambulanz gut aufgehoben und wartete noch auf deren Bericht. Sie nahm Schmerzmittel (Tramal), da sie noch Muskel- und Gelenkschmerzen hatte. Auch hatte sie noch Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Daher versuchte sie, sich nicht zu übernehmen, und machte Atemübungen.