Die Erfahrungen von Ralf Sauer

Portrait Zum Zeitpunkt des Interviews ist Ralf Sauer 65 Jahre alt. Er ist verheiratet und hat einen Sohn. Die Diagnose Prostatakrebs wurde ihm 2011 gestellt, Ralf Sauer wurde dadurch entschleunigt.

Vor ungefähr 15 Jahren ließ Ralf Sauer auf Anraten seines Hausarztes das erste Mal seinen PSA-Wert messen. Als der Wert Jahre später stets weiter anstieg, ließ er vom Urologen eine Biopsie durchführen, ohne auffälligen Befund. Fortan ging er jährlich zur Messung des PSA-Wertes. Eine weitere Biopsie folgte und Krebs wurde diagnostiziert. Ralf Sauer holte sich eine Zweitmeinung ein, informierte sich und entschied sich für Active Surveillance. Er ging vierteljährlich zur PSA-Wert-Messung. Eine dritte Biopsie wies mehr befallene Zellen auf, so dass sein Urologe ihm riet, sich einer Operation zu unterziehen. Er suchte erneut Rat bei anderen Fachärzten und beschloss, eine offene Operation durchführen zu lassen. Die Operation an sich sei gut verlaufen. Der Krebs konnte jedoch nicht vollständig entfernt werden, was Ralf Sauer derzeit bei den Nachsorgeuntersuchungen weiter beobachten lässt.

Als er nach der Operation erfuhr, dass sich durch das Entfernen der Lymphknoten eine Lymphozele bildete, habe ihn das sehr belastet. Die Auseinandersetzung mit dem Tod sei nur kurz nach der Operation stärker gewesen. Ihm half, während des Reha-Aufenthalts psychoonkologische Gespräche zu führen. Dass die Psychologen Klartext sprachen, aber die Inhalte persönlich vermittelten, fand er gut. Heute sorge er sich nicht mehr so, nur noch kurz vor den Nachsorgeterminen sei er nervös.

In offenen Gesprächen mit Freunden, Verwandten und Arbeitskollegen erfuhr er von einigen Männern, dass sie auch an Prostatakrebs erkrankt waren. Mit ihnen und nahestehenden Menschen könne er unter vier Augen gut sprechen – so auch über seine veränderte Sexualität durch den Prostatakrebs.

Ralf Sauer beschreibt sich als Mensch, der geistige und körperliche Arbeit sehr mag. Vor der Operation hatte er eine 60 Stunden Woche. Seine Berentung war kurz nach der Operation. Durch den Krebs habe er gelernt, langsamer zu machen. Er arbeitet heute immer noch, sei aber nie wieder „so reingesprungen“.

Dass sein Urologe selbst operiert, betrachtet er als nachteilig. Dieser habe ihn teilweise vor „vollendete“ Tatsachen gestellt. Da das Vertrauen fehlte, wählte er einen anderen Operateur. Beim Konsultieren zwei anderer Urologen fragte er sie nach ihren Operationserfahrungen und stieß bei ihnen auf positive Resonanz. Dies habe ihn zunächst große Überwindung gekostet, doch er rate auch anderen Betroffenen dazu.

Das Interview wurde Ende 2012 geführt.

 

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