Die Erfahrungen von Katharina Maulwurf

Portrait Katharina Maulwurf ist zum Zeitpunkt des Interviews 48 Jahre alt und berichtet von sieben Rehabilitationsaufenthalten innerhalb von acht Jahren. Die inzwischen berentete Diplom-Psychologin lebt mit ihrem Lebensgefährten zusammen, welcher sie in die letzte Rehabilitation begleitete. Zwei der sieben Reha-Maßnahmen zahlte Frau Maulwurf selbst, da sie aufgrund ihrer konstitutionellen Situation eine Notwendigkeit dafür sah.

Bei Katharina Maulwurf wurde im Alter von 6 Monaten eine Netzhauterkrankung, ein beidseitiges Retinoblastom, diagnostiziert, aus der eine Sehbehinderung resultierte. Sie berichtet, dass sie die erste Reha-Maßnahme vor fünfzehn Jahren aus eigener Initiative beantragte. Die Frage der Zuständigkeit eines Kostenträgers und der Kostenübernahme für die Verlängerungswoche erlebte sie dabei als problematisch und kräftezehrend. Katharina Maulwurf erzählt, dass ihr in dieser ersten Reha allem voran die menschliche Atmosphäre des Angenommenseins in der Klinik, die sehr guten Informationen über Asthma und der Faktor Zeit halfen, sich zu erholen.

Drei Jahre später ging Katharina Maulwurf primär aufgrund ihrer Atemwegserkrankung erneut in Reha in einem Schweizer Kurort. Im Rückblick betrachtet sei diese Maßnahme die effektivste ihrer gesamten Reha-Erfahrungen gewesen. Einige zielgerichtete Anwendungen aus dieser Klinik setze sie auch heute noch um.

Eine Operation an den Augen zwei Jahre später stellte den nächsten Anlass für die dritte Rehabilitationsmaßnahme dar, die von ihrem Hausarzt in die Wege geleitet wurde. Den Wunschort wählte sie im Hinblick auf ihr Asthma. Für die vierte Reha wurde ihr dieser Wunschort jedoch nicht mehr bewilligt. Sie legte keinen Widerspruch ein, da sie im Herbst desselben Jahres eine berufliche Reha über ein Berufsförderungswerk antreten sollte und somit unter „Zeitdruck“ stand, ihre körperliche Belastbarkeit für diese Maßnahme zu erhöhen.

Die darauf folgende berufliche Rehabilitation zog sich über eineinhalb Jahre und sollte mit einer Integrationsmaßnahme abschließen. Allerdings sah Katharina Maulwurf wenig Aussichten, wieder als Psychologin arbeiten zu können. Noch vor Abschluss der beruflichen Reha trat Frau Maulwurf in einer ihr bekannten Klinik eine dreiwöchige selbstgezahlte Reha an, die sie aufgrund psychovegetativer Schwierigkeiten als notwendig empfand. Eine zweite selbstgezahlte Reha in der gleichen Klinik nahm Katharina Maulwurf ein Jahr später wieder in Anspruch, um überhaupt die notwendige Belastbarkeit für eine weitere, wegen massiver Verschlechterung ihrer Asthmaerkrankung notwendigen, Reha-Maßnahme in der Schweiz herzustellen. In diesen selbstgezahlten Rehas war es für sie sehr wohltuend, dass kein Druck von außen an sie herangetragen wurde, sie das Tempo selbst bestimmen und sich aussuchen konnte, welche Anwendungen sie machen wollte.

Ihre letzte Reha-Erfahrung vor sieben Jahren aufgrund ihres Asthmas beschreibt Katharina Maulwurf als ernüchternd. Ihr Wunschort und die Kosten für ihren Lebensgefährten als Begleitperson wurden zwar - nach Widerspruch - genehmigt und die Erfahrung, von ihrem Partner begleitet zu werden, erlebte sie aufgrund ihrer Sehbehinderung als große und notwendige Unterstützung. Die Maßnahme in der Reha-Klinik erlebte sie jedoch als sehr unbefriedigend, durch Kostendruck gehetzt und deutlich weniger effektiv als erhofft. Da sie zudem mit beginnendem Infekt aus der Reha entlassen wurde, dieser direkt nach Heimkehr vollends ausbrach und den ohnehin geringen Reha-Erfolg wieder rückgängig machte, kann sie sich seitdem keine weitere Reha vorstellen.

Katharina Maulwurf äußert auch eine generelle Kritik am Gesundheitssystem und den erlebten Behandlungen in den Rehabilitationskliniken. Sie kritisiert die schlecht abgestimmte Dauer und Form der Reha und betont, wie wichtig eine ganzheitliche Betrachtung und eine gute Diagnostik (auch im Vorfeld) seien.

Das Interview wurde im Frühjahr 2015 geführt.