Anfallsfreiheit

Bei mehreren Interviewpartnern stellte sich durch eine erfolgreiche Medikation, eine Operation oder aus anderen Gründen eine anhaltende Anfallsfreiheit ein.

Sie erlebten, dass sich damit das Leben wieder sehr verbesserte und sich viele neue Freiräume und Möglichkeiten auftaten.

Dagmar Schuster kann wieder Auto fahren, seit sie anfallsfrei ist.

Margarete Ziegler ist seit einigen Jahren unter Medikamenten anfallsfrei und fühlt sich als freier Mensch.

Katharina Sommer merkte in einer anfallsfreien Phase mit wenig Medikamenten, wie sie eigentlich ist.

Einige Interviewpartner erlebten, dass sie längere Phasen, manchmal viele Jahre gar keine Anfälle mehr hatten, die Anfälle dann jedoch wieder kamen. Manchmal hing dies damit zusammen, dass sie sich zwischenzeitlich sicher gefühlt und ihre Medikamente oder sogar die Epilepsie vergessen hatten. Bei anderen wurden die Tabletten auch von ärztlicher Seite abgesetzt. Einige Erzähler machten psychische oder gesundheitliche Belastungssituationen für die Wiederkehr der Anfälle verantwortlich.

Das erneute Auftreten erlebten die betroffenen Personen meist als schockierend und verunsichernd, weil es auch die Hoffnung zerstörte, dass die Epilepsie endgültig in ihrem Leben überwunden sei und sie sich nun darauf einstellen mussten, die Erkrankung lebenslang zu behalten.

Monika Schulz war als Jugendliche elf Jahre anfallsfrei und fühlte sich gesund.

Anja Bauer glaubte, sie habe keine Epilepsie mehr, und vergaß die Medikamente.

Bettina Reinhard bekam nach 10 Jahren Anfallsfreiheit erneut einen Anfall, als gesundheitlicher und familiärer Stress zusammenkamen.

Auch wenn sie schon lange keine Anfälle mehr gehabt hatten, bezeichneten sich die Erzähler immer noch als Epilepsiepatienten, da man nie sicher sein könne, dass die Anfälle nicht eines Tages wiederkehrten. Deshalb bestanden einige auch darauf, noch weiterhin Medikamente zu nehmen, auch wenn der Arzt sie nicht mehr für nötig hielt.

Auch wenn David Sahin schon länger anfallsfrei ist, sieht er sich immer noch als Epileptiker.

Sven Franke wartet sicherheitshalber trotz Anfallsfreiheit nach der OP noch bis zum Ende seiner Ausbildung, bis er die Medikamente absetzt.

Susanne Schäfer möchte die Medikamente beibehalten, um sicher zu gehen.

Bei Frank Hermann nimmt mit jedem Jahr Anfallsfreiheit die Sicherheit zu. Dennoch sieht er sich noch als Epilepsiepatient.

Die Anfälle waren für Christine Becker so sehr ein Teil des Lebens gewesen, dass sie sich erst an die neue Anfallsfreiheit gewöhnen musste. Auch für ihren Ehemann bedeutete es eine längere Umstellung, dass seine Frau nicht mehr so viel Unterstützung brauchte und er weniger gefordert war.

Für Christine Becker brachte das Leben ohne Anfälle nach der OP tolle neue Freiräume, sie musste sich aber erst langsam daran gewöhnen.