Sedat Gencay erlebte seinen eigenen Herzinfarkt als Wendepunkt. Bis dahin hatte er den Diabetes nicht als Krankheit gesehen.

Also, bei mir war der Wendepunkt der Herzinfarkt. Das war Wendepunkt und wo ich dann die Handbremse ziehen musste. Sonst wäre das, wie es weiter gelaufen ist, auch nach meinem Hausarzt, aus seinen Äußerungen, was ich mir auch dann – das hat er direkt nicht so gesagt, aber die Äußerungen, wo das hinführen könnte, dass das nicht lange gut gehen würde.
Und das hat sich auch bestätigt mit dem Herzinfarkt. Das war davor, der Arzt hat gesagt, dass das nicht gut gehen wird, dass sich das rächen wird. Aber, wie gesagt, ich habe das so nicht gesehen, weil: man hat keine Schmerzen. Das kann ich immer wieder betonen. Das ist, die Krankheit ist sehr heimtückisch. Sie tut nicht weh. Sie sagt: "Ich bin da." Warnt nicht, nur wenn es zu spät ist. Aber es gibt Wege und Mittel sich zu wehren, sage ich immer. Ich lebe mit dieser Krankheit. Ich habe es akzeptiert, dass ich sie habe. Das ist so. Das Spritzen, die ersten Male Insulin spritzen, selber sich eine Nadel rein stecken, das kostet Überwindung. Also ich muss ehrlich sagen, das ist, ja. Aber der Mensch ist ein Gewöhnungstier. Er gewöhnt sich an alles. Wenn es hilft auch an das. Das ist so meine Erfahrung in dem Bereich mit meiner Krankheit. Ja, ich fühle mich auch jetzt, nach dieser Gewichtsreduzierung richtig erleichtert. Das Leben hat andere Qualitäten. Man ist nicht kaputt, wenn man Treppen steigt. Da muss man nicht stoppen und dann atmen und es geht alles leichter. Also es ist, ich sage immer, hätte ich das vor zehn Jahren gewusst, da hätte ich mir Vieles ersparen können. Aber ich bin froh, dass ich es gemacht habe, dass ich es mache. Wie gesagt, das Programm läuft noch. Und, ja, ich kann nur Leute ermutigen, die wirklich Diabetes haben, die auch diese Krankheit festgestellt haben, nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Weil das rächt sich sehr. Aus eigener Erfahrung. So ist das bei mir. Wie gesagt, im Endeffekt war auch meine Oma, auch ausschlaggebend, weil ich bis dahin nicht wusste, dass sie Diabetes hatte. Bevor ich, als ich dann erzählt habe, was die Krankheit alles machen kann, also meinen Eltern auch, da hat meine Mutter, ja, hat sie gesagt: "Aber meine Mutter hatte doch das, Erblinden, mit ihren Füßen, dass die Wunden nicht geheilt sind." Das war alles vorhanden bei ihr. Sage ich: "Hat man nicht gesagt, dass sie dann Zucker hatte?" Ja gut, das kannte man damals noch nicht. Wie gesagt, bei ihr ist die Krankheit in jungen Jahren aufgetreten und ist im Endeffekt auch Schuld an ihrem Tod gewesen. Das muss bei mir nicht so sein. Weil dafür werde ich, bin noch ein bisschen, ein bisschen, ja. So gesehen, das sind so meine Erlebnisse mit diesem Diabetes. Und es ist ein Teil von mir geworden. Es ist ein Teil meines Lebens.