Bettina Neumann wurde nur einmal von einem Arzt ein Vorwurf über ihr Gewicht gemacht. Dieser stellte drastische Vergleiche an.

Mit anderen Ärzten, ich muss sagen, mir hat eigentlich nie jemand Vorwurf über mein Gewicht gemacht, ob das in [Ortsname] im Krankenhaus war, ob das in [Ortsname] war. Es hat mich eigentlich ein bisschen gewundert. Es hat mir nie jemand einen Vorwurf über mein Gewicht gemacht. Bis der besagte Arzt bei der Reha. Auch kein anderer Arzt oder eine Schwester oder irgendjemand, der sich negativ darüber ausgelassen hätte. Außer der Stationsarzt.

Ja, der hat am ersten Tag wahrscheinlich schon gemerkt, dass wir keine Freunde werden. Oder sind. Oder wie auch immer. Bei der Eröffnungsuntersuchung hat er mir gesagt, ich wär' wie ein Braunkohletagebau, der nur Abraum produziert und keinen Nutzen bringt. Da hab ich gedacht: was will der von dir? Und wenn ich dann vom Mittagessen kam und hatte einen Diätjoghurt in der Hand, weil ich ihn zu Mittag nicht essen wollte - es sollte ja eine Zwischenmahlzeit sein- und der traf mich auf dem Flur, da war der nächste Anpfiff fertig. Ich sollte des Zeug wegschmeißen, das wär überhaupt für mich und das wär nicht für mich gedacht. Ja ich sage, wenn das auf meinem Platz steht - die Leute in dem Speiseraum wissen doch, was ich hab. Der hat jede Gelegenheit gesucht, um mich irgendwie anzumotzen. Ja und beim Abschlussgespräch, das war der Hammer, dass ich nur auf staatliche Rente aus wär.

Interviewerin: Und haben Sie eine Vermutung, woran das lag?

Ich denke mal an meiner Statur, an mein Gewicht. Dass ich dem von vornherein schon unsympathisch war. Nun in den drei Wochen hatte ich wohl 1,3 Kilo dann abgenommen, das war auch nicht genug. Ich kannte das ja von mir selbst anders, aber wie gesagt mit dem Insulin hatte ich keine Chance. Das haben sie mir in [Ortsname] schon gesagt, wenn Sie Insulin spritzen, werden Sie keine Chance haben abzunehmen. Ich sag zu dem Arzt: „Wenn ich will, in vier Wochen zehn Kilo“. Nein, war nicht so. Ging wirklich nichts.