Ernährung, Verdauung und Inkontinenz

Ernährung

Alle unsere Interviewpartner*innen hatten bei ihrer Erkrankung und der sich anschließenden Therapie zumindest vorübergehend mit Einschränkungen ihrer Darmtätigkeit zu tun. Daher mussten sie sich zumindest zeitweise immer wieder mit ihrer Ernährung auseinandersetzen. Während sich die Darmtätigkeit bei manchen schnell wieder normalisierte, hatten andere lange Zeit damit zu kämpfen, so dass sie die Ernährung anpassen mussten, um ihre Verdauung wieder besser kontrollieren zu können. Bei Erzähler*innen mit einem Stoma ergaben sich nochmal besondere Fragestellungen (siehe „Ernährung mit Stoma“).

Manche unserer Erzähler*innen berichten, dass es viele Jahre dauerte, bis sie wieder „normal“ essen konnten. Einigen war es sehr wichtig zu vermitteln, dass Ernährungstipps nie zu verallgemeinern seien. Sie selbst machten die Erfahrung, dass sie oft lange Zeit ausprobieren mussten, was sie vertrugen und was ihnen nicht gut tat. Blähende Speisen wie Sauerkraut oder Rohkost wurden von manchen Erzähler*innen als schwierig beschrieben. Einige machten zum Beispiel gute Erfahrungen damit, täglich grünen Tee zu trinken, sich ausschließlich von Vollkornprodukten und fleischlos zu ernähren oder regelmäßig Flohsamen in ihr Essen zu mischen, um den Stuhlgang weich zu halten.

Sarah Lemke stellte ihre Ernährung auf Vollkornprodukte um.

Lisa Roth ist überzeugt, dass ihr Körper ihr signalisiert, was gut ist und was nicht.

Johanna Vogel kann vieles problemlos essen, verzichtet aber weitestgehend auf fette Speisen.

Petra Thomas ist es wichtig, dass ihr schmeckt, was sie ist.

Verdauung und Stuhlinkontinenz

Einige unserer Erzähler*innen behielten über lange Zeit oder dauerhaft Probleme mit der Verdauung zurück. Während manche zur Verstopfung neigen, haben andere Probleme mit Durchfällen oder auch Stuhlinkontinenz. Viele beschreiben, dass sie ihrem Gefühl von Stuhldrang nicht mehr vertrauen konnten und ständig zur Toilette mussten. Dazu kam bei einigen, dass sie den Stuhl nicht mehr halten konnten und bei Stuhldrang sofort eine Toilette aufsuchen mussten. Dies liegt häufig daran, dass Teile des Rektums entfernt wurden, die für das Zurückhalten des Stuhlgangs wichtig sind.

Richard Linde musste neu lernen, auf die Signale seines Darms zu hören.

Erna Hettich muss nach dem Essen sofort zur Toilette und darf nicht warten.

Einige unserer Interviewpartner*innen beschreiben, dass sie das Gefühl verloren, ob bei Blähungen auch Stuhl mit abgeht oder nicht, was im Alltag teilweise zu Schwierigkeiten führte oder dazu, dass sie ständig Einlagen tragen mussten.

Ernst Schmidtbauer hat Probleme, dass er bei Winden nicht kontrollieren kann, ob dabei auch Stuhl abgeht.

Einige waren auch in ihrem Alltag und ihrer Mobilität dadurch sehr eingeschränkt (siehe auch „Einschränkungen und Unterstützung im Alltag“ und „Unterwegs sein und reisen“). Manche unserer Erzähler*innen beschreiben, dass sie die Darmtätigkeiten durch die Ernährung teilweise steuern konnten, was in Ruhephasen besser ging als unter Stress. Bei einigen hatte dies Auswirkungen darauf, ob und wie lange sie wieder arbeiten konnten. So hatte Gunther Kraft auf dem LKW nicht immer die Möglichkeit eine Toilette aufzusuchen. Gerd Osten hatte in seinem Arztzimmer eine eigene Toilette, die es ihm ermöglichte, wieder zu arbeiten (siehe auch „Arbeit und Rente“).

Unterstützung und Therapie

Für viele waren gerade bezüglich der Verdauungsprobleme die Selbsthilfegruppen sehr entlastend, da hier auch über schambehaftete Themen unter „Gleichgesinnten“ gesprochen werden konnte (siehe „Selbsthilfe“). Einige fanden eine Ernährungsberatung sehr hilfreich, um die Verdauungsprobleme zu lösen. Manche unserer Erzähler*innen berichten auch, dass sie Physiotherapien zur Stärkung des Schließmuskels und des Beckenbodens ausprobierten, die teilweise erfolgreich waren. In manchen Fällen war die Inkontinenz jedoch leider nicht reversibel und die Erzähler*innen mussten lernen, damit umzugehen.

Petra Thomas rät, sich Listen über Lebensmittel anzufertigen und auszuprobieren.

Gunther Kraft beschreibt, wie ihm das Schließmuskeltraining gezeigt wurde und dass es viel Zeit brauchte.

Um ihren Stuhl einzudicken, nimmt Johanna Vogel täglich Loperamid.

Rosi Blumenthal wollte lieber natürliche Produkte versuchen, die aber von der Kasse nicht bezahlt wurden.

Gerd Osten war von den Schließmuskeltrainings nicht überzeugt.

Iris Niebling versuchte mit Biofeedback und Beckenbodentraining vergeblich, der Inkontinenz entgegenzuwirken.

Mattias Mitternich findet niemanden, der ihm sagen könnte, wie er seine Probleme mit dem Darm lösen kann.

Harninkontinenz

Einige Erzähler*innen erlitten aufgrund der Therapien Verletzungen an der Blase, so dass sie harninkontinent sind und sich katheterisieren müssen.

Henriette Schiller hat eine Harninkontinenz zurückbehalten, die nicht therapierbar ist.