Ursachen

Die Ursachen der Entstehung von Darmkrebs sind noch nicht abschließend geklärt. Es ist anzunehmen, dass mehrere Faktoren dazu beitragen, dass das Zellwachstum im Darm außer Kontrolle gerät. So können zunächst gutartige Zellwucherungen wie bei Darmpolypen entarten und dann zu Krebszellen werden. Das ist in ungefähr 90% der Erkrankungen der Fall.

In selteneren Fällen ist eine genetische Veranlagung für den Darmkrebs verantwortlich.

Bei der häufigsten Form des erblichen Darmkrebses, dem sogenannten Lynch-Syndrom oder dem HNPCC (hereditäres nicht-polypöses kolorektales Karzinom) treten Polypen häufiger auf, als normal in der Bevölkerung und sie entstehen in einem jüngeren Lebensalter. Da hiermit ein erhöhtes Erkrankungsrisiko an Darmkrebs verbunden ist, werden engmaschige Vorsorgeuntersuchungen dringend empfohlen (siehe http://www.familienhilfe-darmkrebs.de und „Infos und Links“).

Bei der familiären adenomatösen Polyposis, häufig bezeichnet als Polyposis coli (abgekürzt FAP), ist der Dickdarm mit zahlreichen Polypen übersäht, die irgendwann in eine Krebsgeschwulst übergehen. Daher ist es wichtig, diese Vorstufe frühzeitig zu erkennen und die Behandlung rechtzeitig einzuleiten. Um die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten zu verstehen, ist eine klinische Beratung in einem erfahrenen Zentrum dringend zu empfehlen (siehe http://www.familienhilfe-polyposis.de und „Infos und Links“).

Ebenso haben Menschen mit gutartigen oder chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (vor allem Colitis ulcerosa; siehe hierzu http://www.krankheitserfahrungen.de/module/chronisch-entzuendliche-darmerkrankungen) ein erhöhtes Darmkrebsrisiko.

Anhaltspunkte für Risikofaktoren gibt es bezüglich ungesunder Ernährung, Rauchen, übermäßigem Alkoholkonsum und Übergewicht (Genaueres siehe http://www.krebsgesellschaft.de/pat_ka_darmkrebs_ursache,107909.html und „Infos und Links“).

In früherer Zeit wurde versucht, auch Ursachen in der Persönlichkeit der Patient*innen zu finden. Diese Theorien sind heute widerlegt. Die Forschung über psychische Komponenten und Krebsentstehung ist außerdem überaus schwierig, weil keine kontrollierten Studien durchgeführt werden können (Genaueres siehe https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebs-und-psyche/psychische-faktoren-als-ursache-fuer-krebs.html).

Einige unserer Interviewpartner*innen erzählen, dass sie ihre Ernährungsgewohnheiten mit dem Darmkrebs in Verbindung bringen.

Oskar Lord-Grebl denkt, dass sein Übergewicht mit zur Darmkrebsentstehung beigetragen hat.

Manchmal wurde vermutet, dass Fleischessen, besonders Schweinefleisch, als Risiko anzusehen sei. Andere betonen, dass sie sich immer gesund ernährten und auch Sport trieben, und damit hofften, nicht krank zu werden. So konnten manche für sich die Ernährung als Ursache ihrer Darmkrebserkrankung ausschließen.

Iris Niebling ist sicher, dass die Krebsentstehung nichts mit ihrer Ernährung zu tun haben kann.

Manche berichten darüber, dass ihnen von ihrer Umwelt immer wieder Vorwürfe gemacht worden seien, sich nicht gesund ernährt zu haben.

Sylvia Herrmann wurde gefragt, ob ihre Erkrankung von ungesunder Ernährung kommen könnte.

Dabei wurde häufiger darauf aufmerksam gemacht, dass die Lebensmittelindustrie ihren Teil zu den Ernährungsgewohnheiten beitrage.

Henriette Schiller fragt sich, was die Lebensmittelindustrie zur Krebsentstehung beiträgt.

Ernst Schmidtbauer denkt, dass die Ernährung durch die Lebensmittelindustrie für den Krebs verantwortlich ist.

Manchen unserer Interviewpartner*innen fiel es nicht leicht, Schuldvorwürfe von sich zu weisen.

Allein die Frage nach Ursachenvermutungen löste bei Petra Markert Schuldgefühle aus.

Maria Rich lässt sich nicht vorwerfen, wegen ihrer Ernährungsgewohnheiten erkrankt zu sein.

Viele unserer Interviewpartner*innen beschreiben es als müßig, sich die Frage nach einem „Warum“ zu stellen, da diese unbeantwortet bleiben wird. Es gibt wiederum auch manche, die sich die Frage der Ursache gar nicht stellen oder schnell merken, dass dies keinen Zweck hat, da die Tatsache, an Krebs zu erkranken, für sie eine realistische Wahrscheinlichkeit ist. 

Rosi Blumenthal hat keine Antwort auf die Frage nach dem Warum.

Lorenz Kraus interessiert nicht, woher der Darmkrebs kommt, er will ihn los haben.

Während einige unserer Erzähler*innen eine Ursachenzuschreibung für andere Krebsarten wie zum Beispiel Lungenkrebs für einfacher hielten, empfanden sie dies beim Darmkrebs nicht so. Für viele sind es zu viele diffuse Einflüsse, die oft in den Medien genannt werden. Häufig wurden Faktoren wie Rauchen und Alkohol genannt, aber auch Stress als vermutete Theorie der Krankheitsentstehung. So weisen sich manche Interviewpartner*innen eine ganz klar (Mit-)Schuld an ihrer Erkrankung zu. Uwe Dierks hat zwar eine erbliche Vorbelastung, sieht aber dadurch, dass er trockener Alkoholiker ist und starker Raucher war eine klare Mitschuld. 

Jan Holgersson vermutet, dass das Zusammenspiel von Alkohol und Stress verantwortlich sein könnte.

Susanna Zier überlegt, ob ihre Ernährung oder auch Angst den Krebs ausgelöst haben könnte.

Auch wenn es dafür keine haltbaren wissenschaftlichen Belege gibt, benennen einige unserer Interviewpartner*innen psychische Belastungen als vermutlich mitverantwortlich für ihren Darmkrebs. Eine Interviewpartnerin fragt sich, ob der Schock über den Freitod ihrer Mutter beigetragen haben könnte oder aber auch die Tatsache, dass sie häufig berufsbedingt unterdrücken musste, auf die Toilette zu gehen.

Matthias Mitternich denkt, dass sein Krebs genetisch, psychisch und ernährungsbedingt entstanden ist.

Margareta Reichle denkt, sie wird mit dem Darmkrebs gestraft.

Gunther Kraft denkt, dass der Krebs mit seinem früheren Innenleben zu tun gehabt habe.

Sonja Novotny ist sicher, durch den Krebs einen Denkzettel bekommen zu haben.

Manche unserer Interviewpartner*innen können sich sicher sein, dass ihre Erkrankung vererbt wurde. So haben Johanna Vogel und Jutta Groß eine FAP (familiäre adenomatöse Polyposis) (siehe auch „Infos und Links“), die ganz sicher vererbt ist. Eine andere Interviewpartnerin kann den Darmkrebs ebenso auf Vorerkrankungen bzw. Risikofaktoren zurückführen: Annemarie Merscher nimmt aufgrund einer Spenderleber Immunsuppressiva, die für sie ein Zusammenspiel mit Darmpolypen darstellen.

Bei anderen ist eine genetische Veranlagung wahrscheinlich. Es gibt jedoch auch Fälle, in denen nichts auf eine genetische Veranlagung schließen lässt. Besonders im jungen Alter spielt es daher auch eine Rolle, ob eine Veranlagung an eigene Kinder weitergegeben wird.

Gerlinde Zeigert führt ihren Krebs auf einen Gendefekt zurück. 

Tim Meier konnte trotz seines jungen Alters zum Erkrankungszeitpunkt keine genetische Veranlagung nachgewiesen werden. 

Julia Weithe betont, wie wichtig die Vorsorge auch für junge Menschen ist, die keine nachweislichen Risikofaktoren und Ursachen kennen.

Anna Rusch sieht ihren Darmkrebs als Schicksal an.