Behandlungsplan

Um für die Patient*innen die bestmögliche Therapie festzulegen, wird nach einer Darmkrebsdiagnose ein individueller Therapieplan von den behandelnden Ärzt*innen, meist unter Beteiligung mehrerer Fachdisziplinen und in der Regel im Rahmen eines sogenannten Tumorboards erstellt (siehe auch http://www.krebsinformationsdienst.de/service/adressen/adressen-index.php).

Die Therapie richtet sich nach der Größe, Art und Lokalisation des Tumors und danach, ob Lymphknoten befallen sind oder sich bereits Metastasen (Metastasen werden auch filiae oder Tochtergeschwulste genannt) gebildet haben. So wird entschieden, ob und in welcher Reihenfolge operiert wird und ob eine Chemotherapie, Bestrahlung und / oder Antikörpertherapie indiziert sind. Hierbei kann auch die Reihenfolge variieren (siehe auch: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/darmkrebs/therapie.html).

Es wird entschieden, ob bei der Operation eventuell vorübergehend oder dauerhaft ein künstlicher Darmausgang (sogenanntes Stoma) gelegt werden muss und um welche Art von Stoma (Dünndarmstoma oder Dickdarmstoma) es sich handelt (siehe „Stomaanlage und Allgemeines zum Stoma“).

Die meisten unserer Interviewpartner*innen berichten, dass nach der Diagnose „alles ganz schnell“ gegangen sei. Viele schildern dabei, dass sie wenig Zeit zum Überlegen gehabt hätten oder noch geschockt von der Diagnose gewesen seien. Bei manchen schloss sich je nach Krankheitsbild die Behandlung auch sehr schnell an. Einige Erzähler*innen berichten, dass sie selbst mitentschieden, wie die Therapie ablaufen sollte. Bei jungen Patient*innen wurde teilweise abgeklärt, ob noch ein Kinderwunsch bestand, so dass dementsprechende Maßnahmen vor Chemotherapien oder Bestrahlungen sehr schnell getroffen werden mussten (siehe „Kinderwunsch“).

Matthias Mitternich hatte nicht viel Zeit zum Überlegen.

Sylvia Herrmann ist froh, dass sie nicht viel Zeit zum Nachdenken hatte.

Petra Thomas musste schnell einen Arzt finden, der sie operierte, damit später eine Schwangerschaft möglich ist.

Während bei vielen die Therapie sehr schnell anlief, mussten andere länger warten, bis sie überhaupt begonnen werden konnte. Wartezeiten vor und zwischen den anstehenden Therapien wurden als sehr belastend erlebt, besonders dann, wenn Termine verschoben werden mussten. Auch, wenn sich behandelnde Ärzt*innen häufiger austauschen mussten und der Therapieplan nicht von vornherein eindeutig war, empfanden die Interviewpartner*innen Unsicherheit (siehe „Leben mit der Unsicherheit“).

Für Sarah Lemke waren Ungereimtheiten und Verschiebungen im Therapieplan sehr verunsichernd.

Gerd Osten lag es frei mit zu entscheiden, er ließ sich aber auf die Empfehlungen der behandelnden Ärzte ein.

Für Petra Markert war es schwer, den Therapien zustimmen zu müssen, um überleben zu können.

Für Paul Reinauer entschieden die Ärzte, dass keine Chemotherapie und keine Bestrahlung verabreicht wurde.

Wie lange dauert eine Behandlung?

Wie lange die Therapie zeitlich dauert, variiert abhängig vom Krankheitsbild und auch davon, wie gut die Therapie vertragen wird und wie gut sie anschlägt, so dass die Dauer kaum vorhersagbar ist (siehe auch „Chemotherapie“ „Operation“ und „Bestrahlung“). Man unterscheidet allgemein zwischen kurativer (heilender) und palliativer (schmerzlindernder) Behandlung (dann, wenn eine Heilung nicht mehr möglich ist) (siehe „Rückfall- und Metastasentherapie, palliativmedizinische Versorgung“).

Für viele unserer Interviewpartner*innen schloss sich im Verlauf zusätzlich eine Anschlussheilbehandlung oder Rehabilitation an (siehe „Rehabilitation“).

Bei Sebastian Siemens dauerte die Behandlung viel länger als gedacht.

Ablauf der Therapie

Wenn der Tumor sehr groß ist, wird häufig noch vor der Operation eine Chemotherapie und / oder Bestrahlung durchgeführt mit dem Ziel, den Tumor vorab zu verkleinern und somit vollständiger operativ entfernen zu können (neoadjuvante Therapie).

Gunther Kraft unterzog sich vor der Operation einer Fünf-Tage-'Powerbestrahlung'.

Amalia Spatz erhielt vor der Operation eine Chemotherapie und Bestrahlung.

Vielen unserer Interviewpartner*innen wurde nahegelegt, sich einer der Operation anschließenden Chemotherapie beziehungsweise einer Bestrahlung zu unterziehen (adjuvante Therapie).

Bei Norbert Wagner folgte auf die Operation eine Chemotherapie.

Henriette Schiller bekam sowohl Chemotherapie als auch Strahlentherapie.

Richard Linde stimmte einer empfohlenen Chemotherapie zu.

Einige unserer Interviewpartner*innen erzählen, dass bei Ihnen keine Chemotherapie oder Bestrahlung gemacht wurde. Manche berichten, dass zum Zeitpunkt ihrer Diagnose vor rund 40 Jahren noch keine Vorabbestrahlung oder Chemotherapie üblich gewesen seien. Andere lehnten von sich aus eine anschließende Behandlung ab. Bei einigen seien die feingeweblichen Untersuchungsergebnisse so eindeutig und der Tumor so klein und auf den Darm begrenzt gewesen, dass die Operation als alleinige Therapie ausgereicht habe.

Lisa Roth ist froh, dass ihr Arzt sich einsetzte, dass sie keine Chemotherapie und Bestrahlung bekommen musste.

Klaus Wippich lehnte eine Chemotherapie ab und ärgert sich, dass Entscheidungen wenig diskutiert wurden.

Iris Niebling lehnte zunächst eine Operation von sich aus ab, hatte aber im Verlauf ihrer Krankheit so viele Komplikationen, vor allem auch mit dem Stoma, dass sie mittlerweile zahlreiche Operationen, Chemotherapie und Bestrahlung hinter sich hat.

Iris Niebling entschied sich für ihren eigenen Weg, auch wenn dieser komplikationsreich war.

Für Betroffene von FAP (Familiärer adenomatösen Polyposis) sieht der Behandlungsplan ganz anders aus. In der Regel muss, wenn viele Polypen wachsen, der Dickdarm vollständig entfernt werden (siehe auch „Ursachen“).

Johanna Vogel wurde wegen ihrer FAP schon mit 13 operativ der Dickdarm entfernt.