Sonja Novotny wurde mit ihrem Sonnenschirm schräg angeguckt, ging aber offen auf die Menschen zu.

Ich meine, ich habe es auch keinem auf die Nase gebunden. Es haben mich nur Leute etwas seltsam angeschaut. Wie ich Chemo hatte, habe ich keine Sonne vertragen. Also die Sonne war mir sehr unangenehm auf der Haut, die brennt. Jetzt war es in diesem April leider heiß oder sehr viel sonnig, sagen wir einmal sonnig. Jetzt bin ich durch den Ort mit Sonnenschirm. Ich bin nicht nur da oben gelaufen, sondern ich bin durch den Wald und hinten herum. Und jetzt musste ich halt durch den Ort mit dem Sonnenschirm. Und dann haben sie mich immer so angeguckt. Und dann habe ich einmal zu einem gesagt: „Also, wissen Sie, ich renne jetzt nicht mit dem Sonnenschirm herum, weil ich so ein verrückter Mensch bin. Sondern ich habe Chemo und ich vertrage es nicht.“ So und [Stadt] ist da sehr rührig. [Stadt] hat das natürlich sofort herum erzählt und dann haben mich die Leute schon selber angesprochen.
Das heißt, da sind Sie erst einmal auf die Leute zu und-
Ja, logisch. Weil ich meine, wenn die geguckt haben und gedacht haben: also so etwas Verrücktes. So warm ist ja jetzt auch noch nicht, dass man da einen Sonnenschirm braucht. Habe ich mir gedacht: was tust du da jetzt lange drum herum, denken die Leute, du spinnst. Sagst gleich, wie es ist.
Ja, ich meine- ich denke auch, dass ist hier ein kleiner Ort. Wissen Sie, ich kenne die ja alle. Jetzt nicht alle beim Namen, aber alle vom Gesicht, von Aussehen her. Und wenn ich immer jahrelang ohne alles da herum marschiere. Erstens mal haben sie schon geguckt, warum ist die morgens denn unterwegs, die ist doch normalerweise in der Schule. Und wenn ich dann auch noch mit dem Sonnenschirm herum marschiere, das war dann schon- aber nachdem das klar war, war das sehr angenehm. Jeder hat irgendetwas zu erzählen gehabt.