Die Erfahrungen von Matthias Mitternich

Portrait Matthias Mitternich ist zum Zeitpunkt des Interviews 65 Jahre alt. Er ist geschieden und hat einen erwachsenen Sohn. Vor sieben Jahren wurde bei ihm ein Kolonkarzinom festgestellt. Nach Abschluss der Behandlung wurde Matthias Mitternich stufenweise wieder in seine Berufstätigkeit als Wasserwirtschaftsingenieur eingegliedert. Seit eineinhalb Jahren ist er berentet.

Zuerst dachte Matthias Mitternich, sein Verzehr von Rote Bete sei verantwortlich für die rötliche Verfärbung seines Stuhls. Als sich trotz Umstellung der Ernährung nichts änderte, suchte er einen Arzt auf. Dieser vermutete Hämorrhoiden. Trotzdem unterzog sich Matthias Mitternich einer Darmspiegelung, bei der ein bösartiger Tumor entdeckt wurde. Er schildert, dass er nüchtern auf die Diagnose Darmkrebs reagiert und es ihn nicht umgeworfen habe. Er vermutet, dass er durch vergangene Erfahrungen gelernt habe, mit Schicksalsschlägen umzugehen.

Es folgte eine Bestrahlung und der Tumor wurde operativ entfernt. Die anschließende ambulante Chemotherapie vertrug Matthias Mitternich schlecht und er wurde sehr geschwächt. Er schildert, dass er einen starken Willen habe aufbringen müssen, um die Therapie zu überstehen und nicht vorzeitig abzubrechen. Mit der Anschlussheilbehandlung war er im Allgemeinen zufrieden, jedoch habe ihm jemand gefehlt, bei dem er sich richtig hätte aussprechen können.

Bereits vor der Operation hatte Matthias Mitternich schriftlich festgehalten, dass er kein endständiges Stoma haben wolle. Trotzdem musste ein vorübergehendes Stoma angelegt werden, was er jedoch als Albtraum empfand. Er sträubte sich dagegen, es anzunehmen. Schließlich wurde es bereits nach etwa acht Wochen vorzeitig rückverlegt.

In der Zeit danach traten Beschwerden auf. Auch heute noch ist er im Alltag durch eine Nahrungsmittelunverträglichkeit und Probleme mit der Verdauung eingeschränkt.

Neben den schulmedizinischen Behandlungsmethoden probierte Matthias Mitternich die Misteltherapie aus, die er aber nicht vertrug und wieder absetzte. Um seine Verdauungsprobleme in den Griff zu bekommen, probierte er weitere homöopathische Medikamente aus, die aber nicht halfen, ebenso wenig wie eine Akupunktur.

Matthias Mitternich beschreibt, im Allgemeinen sehr positive Erfahrungen im Krankenhaus gemacht zu haben. Die Ärzte nahmen sich viel Zeit und er fühlte sich gut aufgehoben. Bei der Bestrahlung war er mit der Betreuung allerdings nicht zufrieden.

Heute sieht sich Matthias Mitternich als gesund. Er unternimmt viele Reisen, auch mit dem Boot. Er muss dabei aber beachten, dass er sich gut ernährt und eine Toilette in Reichweite ist, da er nach wie vor unter Verdauungsproblemen leidet. Er ist der Ansicht, dass es hilft, sich sportlich zu betätigen und an der frischen Luft zu sein, um den Körper zu stärken.

Das Interview wurde im Winter 2012 geführt.

 

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