Henriette Schiller hatte die Befürchtung, dass man ihr nichts mehr zutraut.

Anfangs hatte ich auf der Arbeit halt auch ein Problem. Ich weiß noch, in der ersten Anschlussheilbehandlung, die Stomatherapeutin da, das ist mittlerweile auch eine gute Freundin von mir geworden. Die sagte dann immer: „[Vorname der Erzählerin], sei vorsichtig, der Welpenschutz“, so betitelte sie das, „ist ganz schnell vorbei. Wenn du den Kollegen immer zeigst, du kannst das alles, dann denken die hinterher nicht mehr da dran.“ Ich wollte aber anfangs meinen Kollegen zeigen, ich kann das alles wieder.
Habe mittlerweile auch immer noch das Problem, gerade mal, ach, mal eben so schnell einen Patienten hochziehen. Die Patienten werden mittlerweile immer schwerer. Das sind dann auch nochmal so Augenblicke, wo ich dann auch doch nochmal diese Bauchbinde trage. Ich muss mich da schon mal zurückhalten und dann wirklich sagen: ok, jetzt lasse ich mal die Kollegen machen. Aber ich weiß dann auch, die haben Rückenprobleme oder sonst irgendwie etwas. Und dann sage ich jetzt nachher, ich kann jetzt eigentlich auch nicht so heben.
Es ist immer so ein Zwischending. Manchmal will ich es nicht und manchmal sage ich dann doch, na ja, gut, jetzt ist es ok. Das auch erst zu lernen und auch mal zu sagen, nein, aus körperlichen Gründen kann ich eben alles nicht mehr so. Oder soll es nicht mehr so. Und eigentlich sagt man ja mit dem Stoma: zehn, maximal fünf, oder gehen die Meinungen auch auseinander, einige sagen maximal zehn, einige sagen maximal 20 Kilo, die man tragen soll. Ist so unterschiedlich.
Aber das war anfangs schon, oder ich fühlte mich dann auch, gerade als die mir immer helfen wollten, habe ich immer so gedacht: na, die trauen mir das alle nicht mehr zu. Die meinen, jetzt bin ich neun Monate raus gewesen, ich kann das jetzt alles nicht mehr. Erst mal da die Einsicht zu kriegen: nein, du musst das doch in manchen Sachen ein bisschen langsamer angehen lassen. Mittlerweile zeigt der Körper das jetzt eben.