Gerlinde Zeigerts Arzt verstand nicht, dass sie die Operation wegen der Prüfungen ihrer Schüler*innen verschob.

Ja, dann hätte natürlich die Operation angestanden. Jetzt hatten wir ja schon einmal darüber gesprochen, dass ich Lehrerin war. Das war im Juni und unsere Schüler hatten gerade die Abschlussprüfungen geschrieben. Und ich hatte eine Abschlussklasse mit Schülern, die zu mir in die mündliche Prüfung kommen wollten. Dann habe ich mit denen mal noch verhandelt, dass ich zuerst die mündliche Prüfung mache und dann komme. Der hat dann die Welt schon nicht mehr so ganz verstanden. Heute, muss ich auch wirklich sagen, verstehe ich es auch nicht mehr. Also ich habe für mich beschlossen: jetzt machen wir zuerst die mündlichen Prüfungen. Und frühestens an diesem Nachmittag der mündlichen Prüfung nehme ich dieses Abführzeug wieder, gehe ins Krankenhaus und am nächsten oder übernächsten Tag können die dann operieren. So war das für mich im Groben gedacht und so haben wir es eigentlich auch gemacht. Da hat mir auch keiner reingeredet. Es hat auch keiner irgendwie gesagt: „Ob das jetzt noch so sinnvoll ist?“ Und vielleicht muss sie jetzt mal andere Prioritäten setzen. Ich denke schon, für die Schüler war das in Ordnung, weil das ist schon eine ganz heiße Geschichte, bei dem einen Lehrer Unterricht zu haben, bei dem anderen die mündliche Prüfung zu machen. Aber für mich war das natürlich, im Nachhinein gesehen, eine ganz heftige Belastung.