Die Erfahrungen von Gerlinde Zeigert

Portrait Gerlinde Zeigert, die zum Zeitpunkt des Interviews 59 Jahre alt ist, lebt in einer langjährigen Partnerschaft und war bis zu ihrer Pensionierung als Lehrerin und Rektorin tätig. Wegen ihrer erblich bedingten Darmkrebserkrankung trägt sie ein Dünndarmstoma und musste ihren Beruf frühzeitig aufgeben.

Durch die frühe Erkrankung ihres Bruders und einer Cousine an Darmkrebs wurde sie bereits Jahre zuvor angehalten, regelmäßig zur Darmspiegelung zu gehen. Durch diese Vorsorgemaßnahme und die Genauigkeit ihres behandelnden Arztes wurde bei Gerlinde Zeigert die Diagnose im sehr frühen Anfangsstadium gestellt. Jedoch kam es bei der Operation zu größeren Komplikationen, so dass bei einer Zweitoperation ein Dickdarmstoma angelegt bekam. Wenig später begann sie wieder als Rektorin zu arbeiten.

Als sie wenige Jahre später an starker Erschöpfung und Müdigkeit litt, wurde erst im Krankenhaus eine erneute Tumorerkrankung als Ursache erkannt. Durch das erhöhte Risiko für die Bildung eines dritten Tumors entschied sich Gerlinde Zeigert bei der anschließenden Operation für die vollständige Entfernung des Dickdarms.

Dadurch muss sie nun mit einem Dünndarmstoma leben, was ihr sehr schwer fällt. Sie schildert, wie sie sich durch den schwierigen Umgang und die Folgen in ihrem Alltag eingeschränkt fühlt und noch immer einen Weg sucht, mit ihrem Stoma gut umgehen zu können. Als hilfreich bezeichnete sie dafür auch ihre Rehaaufenthalte, bei denen sich Experten wie Ernährungsberaterin oder Stoma-Therapeutin für ihre speziellen Schwierigkeiten Zeit nahmen.

Durch die Erkrankung einiger ihrer Familienmitglieder an Darmkrebs liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei ihr um ein Lynchsyndrom (HNPCC) handelt. Gerlinde Zeigert schildert, wie dies die gesamte Familie belaste und wie wichtig es ihr sei, durch Gentests mehr Sicherheit für die Familie zu erhalten.

Schwer fiel ihr das frühzeitige Ausscheiden als Rektorin nach der zweiten Tumorerkrankung. Sie erzählt, wie ihr der Beruf gerade nach der ersten Diagnose ein Stück Alltag bewahrt habe und ihr somit bei der Krankheitsverarbeitung geholfen habe. Inzwischen kann Gerlinde Zeigert ihre Pensionierung jedoch wertschätzen und gestaltet ihre Zeit aktiv, zum Beispiel mit einem Seniorenstudium.

Trotz ihrer Einschränkungen ist Gerlinde Zeigert gerne unterwegs. Früher machte sie viele weite Reisen. Heute, so schildert sie, tragen auch Ausflüge in die nächste Umgebung zu ihrer Lebensqualität und Freude bei.

Das Interview wurde im Frühjahr 2013 geführt.

 

Alle Interviewausschnitte von Gerlinde Zeigert