Was ist chronischer Schmerz?

Akuter und chronischer Schmerz
Schmerzen sind ein Teil unseres Lebens, kein Mensch kann sie immer vermeiden. Akuter Schmerz hat für den Körper eine Warnfunktion; er weist darauf hin, dass eine Schädigung eintritt oder droht. Dies kann z.B. im Zusammenhang mit einer Verletzung, einer Entzündung, einer Operation oder einer anderen unmittelbaren Ursache stehen. Chronischer Schmerz hingegen hat diese Warnfunktion verloren und bleibt auch dann bestehen, wenn die Schädigung nicht mehr vorhanden ist. Er wirkt sich aus auf das körperliche Erleben, auf die psychische und auf die soziale Situation der betroffenen Menschen und kann selbst zu einer Krankheit, der chronischen Schmerzkrankheit werden.
Wenn Schmerzen chronisch werden, verändern sich viele Mechanismen der Schmerzentstehung und -verbreitung. So erniedrigt sich zum Beispiel die Schwelle für die Erregbarkeit der schmerzempfänglichen Nervenendigungen oder diese können von selbst aktiv werden. Bei der Schmerzempfindung wirken Prozesse auf der körperlichen Ebene einerseits und Wahrnehmungen und Gefühle auf der psychischen Ebene andererseits  immer untrennbar zusammen.

Ursachen
Bei der Entstehung chronischer Schmerzen wirken immer mehrere Faktoren gemeinsam. Schmerzen können zum Beispiel chronifizieren nach Schädigungen des muskuloskelettalen Systems, bei Verletzungen, Tumoren oder Entzündungen oder auch bei Verschleißerscheinungen. Ebenso können sie bei Funktionsstörungen oder krankhaften Veränderungen von Nerven und Nervensträngen (neuropathischer Schmerz) entstehen. Bei manchen Schmerzerkrankungen wie beispielsweise der Fibromyalgie ist der Wissensstand noch nicht ausreichend, um ihre Entstehung und ihren Verlauf zu erklären.
Der Schmerz kann ständig oder über längere Zeiträume hinweg vorhanden sein und in seiner Intensität stark schwanken. Manche Schmerzerkrankungen, wie zum Beispiel die Migräne und der Clusterkopfschmerz, treten anfallsartig auf.

Auswirkungen
Chronische Schmerzen wirken sich auf den ganzen Menschen aus: sie betreffen nicht nur sein Schmerzerleben, sondern auch seine psychische Situation, seine Stimmungslage, seine Aktivitäten und Interessen, seine Alltagsbewältigung und seine Lebensplanung. Andererseits können die Schmerzen wiederum von der Lebenssituation, von Belastungen und Anforderungen beeinflussbar sein. Auch die Menschen in der Umgebung des Schmerzpatienten sind davon mitbetroffen.

Schmerztherapie
So wie die chronische Schmerzerkrankung aus einem Wechselspiel vieler Faktoren entsteht, setzt auch die moderne Schmerztherapie an verschiedenen Stellen an und versucht, die Erkrankung auf körperlicher, psychischer und sozialer Ebene zu beeinflussen. Hier kommen unterschiedliche Medikamente, operative Eingriffe und Neuromodulation, Physiotherapie, physikalische und manuelle Therapie, Psychotherapie und Entspannungsverfahren, alternativmedizinische Ansätze und kognitive Trainingsverfahren zum Einsatz. Dabei gelingt es nicht immer, die Schmerzen zu beseitigen. Ein Ziel der Schmerztherapie kann darin bestehen, über die Schmerzbeeinflussung hinaus den betroffenen Menschen zu helfen, mit den Schmerzen eine befriedigende Lebensqualität zu erlangen. Auch Selbsthilfegruppen für Betroffene und Angehörige bieten wichtige Informationen und Unterstützung an.

Informationen zu chronischem Schmerz
Einen umfassenden Überblick über Entstehung, Ursachen und therapeutische Möglichkeiten bei chronischen Schmerzerkrankungen bieten die Internetseiten der Schmerzgesellschaften und Selbsthilfevereinigungen, die Sie in unserer Rubrik "Infos und Links" aufgeführt finden.