Andrea Müller erzählt, wie schwierig es manchmal ist zu entscheiden, ob man sagen soll, dass man Schmerzen hat, oder besser nicht.

Was ich mir eigentlich vorgenommen habe zu erzählen, was vielleicht auch ganz wichtig ist, ist der Umgang mit den Mitmenschen.

Ja.

Weil das spielt im Alltag eine ganz große Rolle. Klar, der engste Freundes- oder Bekanntenkreis weiß das auch, was man hat, aber-. Also, ich kriege auch oft die Rückmeldung am Telefon, ich hätte so eine kräftige Stimme und ich lache so viel. Und eigentlich überfordere ich die Leute, wenn ich eigentlich nicht sage, was ich habe. Und dann überfordern sie mich, weil sie erwarten dann auch viel mehr von mir. Das: „Ihnen sieht man ja gar nichts an.“ Und das war eigentlich so ganz gut. Das war auch in der Therapiestunde, dass ich dann einfach sagen soll: „Im Gesicht habe ich ja auch nichts.“ (lacht) Gut, das ist flapsig, aber-


Also, das ist oft ein bisschen schwierig, weil natürlich will ich, wenn ich da unter Leute gehe auch nicht so auffallen. Wenn man jetzt nicht auf die Hände guckt oder meinen Gang, sondern einfach nur dasitzt-. Also, das war beim Arbeiten zum Teil auch so, wie gesagt, Mitarbeiter, die jetzt im weiteren Feld waren- . Also, ich hatte einmal einen Hausmeister gebeten, mir die Akten hoch zu tragen, weil das einfach schon schwierig war und er kannte natürlich jetzt meine Erkrankung auch nicht und sagte: „Die ist sich wohl zu schade dafür.“ Oder irgendwie so was. In solche Situationen gerät man dann doch auch hin und wieder mal und ich schwanke dann immer: Erkläre ich lang und breit oder sage ich „komm, was solls.“

Ein ganz konkretes Beispiel vielleicht auch. Ich versuche schon irgendwie Dinge, die ich machen kann auch zu machen. Weil ich bin eigentlich schon ein sehr kreativer Mensch und es ist ja auch wichtig, so ein Stück weit doch noch irgendetwas zu gestalten. Ich habe jetzt einen Malkurs angefangen. Da habe ich gedacht: Gut, das geht. Also, ganz tolle Atmosphäre. Zwölf Frauen und wirklich auch super und ich fühle mich da richtig wohl. Jetzt ging es los, mit Drucktechniken und jetzt sollte ich da also drucken und dann habe ich gedacht: Oh nein. Und ich habe das dann also schon noch gemacht und war natürlich nicht fest und habe dann gesagt: “Ja, das ist beabsichtigt, weil es eine besondere Struktur gibt.“ Und dann ging es daran, also man musste diese Walzen da auch putzen und die Gläser abscheuern und ich habe mich dann also rumgedrückt und was weiß ich und angeguckt und so, dass ich da ja nicht in Versuchung kam.

Ich hatte das aber dann auch meiner Therapeutin erzählt. Sie sagt mir: „Ja, so nicht.“ (lacht) Einfach sagen, was Sache ist. Aber es ist schon so, dass man manchmal einfach irgendwie so ganz normal sein möchte, aber es geht natürlich nicht, weil man es nicht ist.