Die Erfahrungen von Kira Schug

Portrait Kira Schug ist zum Zeitpunkt des Interviews im Oktober 2011 31 Jahre alt. Sie ist verheiratet. Aufgrund des Morbus Crohn und den Folgen kann sie nicht arbeiten und erhält Frührente. Frau Schug hat einer Veröffentlichung ihres Interviews in der Videoversion zugestimmt.

Kira Schug litt während eines Umzugs im Jahr 1998 unter Bauchkrämpfen, Durchfall und Übelkeit. Einige Wochen später wurde bei ihr eine Darmspiegelung durchgeführt, jedoch ohne Gewebe zu untersuchen. Dabei wurden keine Auffälligkeiten festgestellt, daher lautete die Diagnose Magen-Darm-Grippe. Nach anfänglichem Abklingen kamen nach ca. einem Jahr die Beschwerden und Symptome wieder. Diesmal wurde während der Darmspiegelung Gewebe entnommen und daraufhin die Diagnose Morbus Crohn gestellt. Zu diesem Zeitpunkt – Frau Schug war 19 Jahre alt – hatte sie gerade ihre Ausbildung abgeschlossen. Bei einer Beratung beim Arbeitsamt wurde ihr empfohlen Frührente zu beantragen, da man eine Umschulung aufgrund der chronischen Erkrankung für sinnlos hielt. Frau Schug stellte den Antrag, besuchte einen Gutachter und erhält seitdem die Rente. Zuerst musste der Antrag jedes Jahr verlängert werden, inzwischen wurde die Rente, aufgrund des verschlechterten Zustandes, bis zum Jahr 2047 zugesichert. So erleidet Frau Schug zwei- bis dreimal im Jahr einen akuten Schub mit schwerem Verlauf. Vor einigen Jahren wurde bei ihr zusätzlich Osteoporose und Bluthochdruck diagnostiziert. Gegen die Symptome des Morbus Crohn nimmt sie relativ hochdosiertes Cortison. Seit ungefähr einem Jahr befindet sie sich ebenfalls in der Behandlung bei einer Heilpraktikerin.

Die Einnahme von Medikamenten führt bei Frau Schug häufig zu sehr hohen Gewichtsschwankungen. So wird sie teilweise von Bekannten auf der Straße nicht mehr erkannt. Von ihrer Familie, vor allem von ihrem Mann, erfährt sie sehr viel Unterstützung. Sie geht sehr offen mit der Erkrankung um, auch bei Menschen, die sie nicht kennt. In Situationen, in denen sie beispielsweise nach einer öffentlichen Toilette sucht, erzählt sie offen, dass der Grund dafür eine Darmerkrankung sei und hat die Erfahrung gemacht, dass die Menschen danach sogar noch offener und sehr hilfsbereit reagieren. Das Internet hält Frau Schug für eine sehr wertvolle und nützliche Informationsquelle. Trotzdem sagt sie, dass man im Internet viele Sachen findet, die nicht zutreffen, aber einen verrückt machen können. Deswegen ist die ganz froh, dass in der Zeit der Diagnosestellung das Internet noch nicht sehr verbreitet war.

Zurzeit bezeichnet Frau Schug ihren Gesundheitszustand als schlecht und hat das Gefühl, dass es immer schlimmer wird. Trotzdem behält sie ihren Optimismus und glaubt, dass es ihr irgendwann besser gehen wird. Sie hat hin und wieder Kontakte zu anderen Betroffenen, die sie über das Internet kennenlernt. Eine Selbsthilfegruppe wäre aufgrund von festen Terminen jedoch nichts für sie. Einen Reha-Aufenthalt zieht Frau Schug auch nicht in Erwägung, weil sie nicht so lange von Hause weg sein möchte. Sie und ihr Mann denken auch darüber nach, Kinder zu bekommen. Sie wollen jedoch noch abwarten, bis sich ihr Gesundheitszustand gebessert hat.

Das Interview wurde am 05.10.2011 geführt.

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