Durch die Auseinandersetzung mit dem Sterben hat Nicole Bissinger Frieden mit dem Tod geschlossen.

Aber man denkt oft ans Sterben und für mich wäre es nicht so schlimm, wenn ich sterben müsste, wie wenn meine Eltern sterben, glaube ich. Oder wenn meine Schwester stirbt oder so, weil ich mit dem Tod schon eher Frieden geschlossen habe, glaube ich, dadurch, dass ich so viel darüber nachdenke oder auch viel darüber nachdenken musste. (…)

Das heißt, Sie würden nicht sagen, dass Sie Angst vor dem Sterben haben? 

Sagen wir es einmal so: Ich hätte gerne noch ein schönes Leben hier, deswegen wäre es mir zu früh. Also Angst nicht, aber mich würde es voll ankotzen, glaube ich. Also mich würde es richtig nerven, wenn ich jetzt sterben müsste, weil ich echt gern noch ein paar Jahre- Ich habe es mir so vorgestellt: Ich hätte gern noch einmal irgendwann einen neuen Mann und mit dem ein schönes Leben und so und dann von mir aus. Aber jetzt schon, das wäre doof. Aber Angst habe ich nicht davor, nein. Nicht mehr, Gott sei Dank nicht. Aber es hat Zeiten gegeben, wo ich ganz arg Angst davor gehabt habe, klar.

Und was haben Sie dann mit der Angst gemacht?


Keine Ahnung, weiß ich nicht. Ich denke auch, die Krankheit hat da ganz arg viel- weil da habe ich wirklich einmal richtig Angst gehabt, also nicht eine unbegründete Angst, sondern eine begründete. Weil da wartet man ja, dass die einem jetzt sagen, weil dann- da, wo ich das gesagt gekriegt habe, ich habe Krebs, habe ich ja gewusst: Ich renne eineinhalb Jahre schon mit dem Krebs herum und in eineinhalb Jahren hätte der viel, viel, viel anstellen können oder hat er angestellt, keine Ahnung, aber ich hoffe es nicht. Und da macht man sich einmal ganz andere Gedanken und das ist richtig übel. Und ich denke, solche Gedanken, die helfen einem natürlich auch. Also ich kann nicht sagen, dass ich da jetzt aktiv irgendetwas gemacht habe, dass ich jetzt nicht mehr so Angst davor habe. Ich denke, das ist einfach der Lauf, das Sich-daran-Gewöhnen irgendwann oder keine Ahnung oder Sich-damit-auseinandersetzen-Müssen. Und irgendwann gibt es einmal eine Lösung, denke ich im Kopf und das ist halt jetzt meine Lösung. Aber ich kenne den Weg nicht, also bei mir ist es eher so, dass ich die Formel, die mathematische Formel habe und dann gleich das Ergebnis darunter geschrieben habe. Ich habe den Rechenweg nicht, verstehen Sie? So eher.