Jasmin Nussing ist genervt, dass Freund*innen ihr ungefragt Tipps aus dem Internet geben.

Man soll nicht speziell auf dieser Krankheit Krebs herum reiten. Außer der Betroffene möchte darüber reden, dann ist es etwas anderes. Aber was mich furchtbar nervt, wenn von Freunden dann so schlaue Tipps aus dem Internet kommen, so spezielle, neue Heilmethoden: "Die Chemo bringt einen um und mach doch das oder probiere doch das." Das will ich nicht hören.
Das ist mein Leben. Ich habe auch einen gehabt, der gesagt hat: "Mach' alles, aber lass Dir nicht an der Brust herum schneiden." So etwas möchte ich von einem Freund nicht hören. Nicht, wenn ich ihn nicht um seine Meinung bitte. Und wenn ich dann auch sage: "Es ist gut jetzt, ich mache die Therapie so, wie ich das für nötig halte mit meiner Onkologin, mit meinem Brustzentrum, mit meiner Mentaltrainerin, mit meiner frischen Hühnersuppe einmal in der Woche. Dann mache ich das so."
Und das habe ich für mich so entschieden und ich muss damit leben können und nicht der andere. Das war immer so das Hauptproblem, dass sehr viele versucht haben- Natürlich haben sie es gut gemeint, klar, das streite ich ja gar nicht ab.
Aber es ist irgendwann nervig, wenn man von vielen Seiten viele gute Tipps bekommt, obwohl man selber halt mit der Krankheit und der Diagnose umgehen muss und mit diesen Behandlungen, die anstehen. Dann will ich es lieber so: Einfach da sein und sich vielleicht auch einmal mein Gejammer anhören.
Aber nicht hunderttausend, im Internet gefundene Antworten für alles, mir vorlegen und sagen: "Guck einmal, die machen das so. Die [Außereuropäer] machen das so und da machen sie es so und probiere doch einmal das." Und irgendwie, weiß ich nicht, irgendetwas war einmal dabei miteinem komischen Magneten, der die Krebszellen so verwirrt, dass sie sich gegenseitig angreifen und vernichten.
Wo ich dann sage: Jetzt bin ich auch noch aus der Technik- aus dem Technikbereich und ich hätte jetzt noch nicht von einem Magneten gehört, der irgendwelche menschlichen oder sonstigen Zellen dermaßen verwirrt, dass sie sich gegenseitig angreifen und auffressen. Also das wäre mir neu, sagen wir es einmal so. Es mag sein, dass das irgendwo funktioniert, aber es muss nicht sein. Und ja, die Chemotherapie ist nicht das Gesündeste, klar, welches Medikament ist schon immer nur gesund? Alles hat Nebenwirkungen. Aber wenn ich mich dafür entscheide, möchte ich, dass meine Freunde das unterstützen und nicht noch hunderttausend andere Möglichkeiten mir bringen, was ich sonst machen könnte, außer der Chemotherapie.