Claudia Kressmann beschreibt, wie ihre Brust mit Eigenfettgewebe rekonstruiert wird.

Ja, immerzu. Ich war natürlich- da war das Interesse geweckt. Er operiert mit Eigenfett und ja, ich hatte halt meinen Fettbauch und der Bauch konnte einfach nur die neue Brust werden. Also ich habe nur vor dem Spiegel gestanden und da habe ich überlegt: Wann wird dieses Teil nun endlich da oben hinkommen, dass es wirklich wieder eine Brust ist? Ich bin ja jetzt nicht so A-Cup oder so. Also ich hätte schon gerne etwas weniger gehabt. Aber er liebt die Rubens-Frau und er sagt, das muss auch zum Gesamtpaket passen. Dann hat er es halt so gemacht und es ist völlig in Ordnung so, wie er es gemacht hat. Ja, ich habe viel gelesen, viel geguckt im Internet und eigentlich nur positive Sachen gelesen. Und dann mit der aus der Selbsthilfegruppe aus [Stadt], die schon operiert war, der habe ich, glaube ich, auch Löcher in den Bauch gefragt. Was ich alles wissen wollte: "Ach." Sagt sie: "Da kann ich mich schon gar nicht mehr daran erinnern, wie das war." Und sie konnte mir auch nicht sagen, wie das nach der OP war. Wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich es vielleicht noch einmal überlegt, weil man geht ja praktisch als Gesunde, in Anführungsstrichen, hin. Ich war ja gesund, ich habe keine Metastasen, keine Neuerkrankung gehabt, nichts. Ich bin praktisch als gesunder Mensch in das Krankenhaus gegangen und wusste, ich lasse mir den Brustaufbau machen. Ich wusste aber nicht, wie elend ich aus der OP oder aus der Narkose erwache.
Man liegt ja im Bett, Beine hoch, dann in so einer Kuhle. Oberkörper hoch und dann wie die 'Prinzessin auf der Erbse' die Arme gepolstert, die Füße gepolstert und die Bauchnarbe darf ja nicht straff sein. Also man läuft praktisch so im 90 Grad-Winkel nach vorne gebeugt, wie so eine alte Kräuterhexe. Das habe ich nicht bedacht, aber war vielleicht auch ganz gut so, dass ich das vorher nicht gewusst habe. Weil das war eigentlich das Schlimmste an der Sache, dass man so einen Druck hatte auf dem Bauch. Man konnte ja auch gar nicht hoch gehen. Beim Aufstehen musste man immer nach vorne gebeugt gehen- und dann durch meine Rücken-OP, durch die Bandscheibenversteifung. Ja, das war schon eine Herausforderung. Dann habe ich gedacht, mir wächst so ein Sixpack auf dem Rücken. Und dann habe ich die Physiotherapeutin gefragt, ob sie nicht die Möglichkeit hat, irgendwo einen Rollator zu besorgen, damit man sich da abstützen kann, dann läuft es sich leichter. Das hat sie gemacht und das war natürlich eine große Erleichterung. Und dann bin ich mit meinen vielen Beuteln vorne im Korb, immer so abgestützt über den Flur spazieren gegangen. (...)
Also ich bin praktisch nach 15 Tagen entlassen worden, war zwei Tage zuhause und hatte dann eine riesen Wundwasseransammlung im Bauch. Ich musste noch einmal ins Krankenhaus für sieben Tage, weil das kontrolliert ablaufen musste. Da hatten sich 600 Milliliter Wundflüssigkeit im Bauch angesammelt, wo ich halt eine Woche hier im Krankenhaus noch verbracht habe. Bin dann aber nach sieben Wochen arbeiten gegangen. Also das lange Stehen war überhaupt nichts. Aber ich hatte oder habe immer noch eine gute Chefin, die dann gesagt hat, ich kann mich zwischendurch einmal hinlegen. Dann habe ich halt eine halbe Stunde so flach auf der Erde gelegen. Wir haben ja keine Betten bei uns in der [Arbeitsstelle], also habe ich mich einfach im Bauraum auf die Erde gelegt und habe dann irgendetwas geschrieben oder etwas, was noch vorzubereiten war, was man im Liegen machen konnte. Und das war dann auszuhalten. Ansonsten muss ich ja nicht neun Stunden am Tag arbeiten. Ja, das war schon eine Umstellung, aber es war okay. Das Schönste ist ja eigentlich das Dekolleté, das entschädigt ja für alles.