Andrea Jesse bittet ihre Freund*innen, sich nicht zurückzuziehen und nachzufragen.

Möchten Sie eine Botschaft formulieren an Menschen, die Krebserkrankte begleiten? Was sollen die machen?

Ja, ich denke, sie sollen sich nicht scheuen oder sie sollen sich auf keinen Fall zurückziehen. Die sollen sich nicht scheuen, nachzufragen und vielleicht auch, es gibt ja auch Leute, die sind nicht gleich so offen, vielleicht dann auch ein bisschen Geduld zu haben. Und ich glaube, dass man über seine Krankheit und über seine Symptome und über das Ganze, was das alles mit sich bringt, wenn man darüber reden kann und das jemandem auch sagen kann, wie es einem gerade geht, dass es einem da selber, also dem Erkrankten selber ein stückweit auch damit geholfen ist. Und einfach einer da ist, der zuhört. Und auf keinen Fall, wenn man dann wirklich Interesse hat und gut befreundet ist, Angst haben und lieber nicht anrufen. Vielleicht wenn anrufen erst einmal zu viel ist, vielleicht erst einmal eine Email schreiben und anfragen und schauen, ob derjenige reagiert. Also, es gibt ja heutzutage viele Möglichkeiten, Kontakt zu halten. Muss man einfach gucken, aber auf keinen Fall sich als Freund zurückziehen. Dann denkt nämlich derjenige, der erkrankt ist: Ja, der will mit mir vielleicht nichts mehr zu tun haben oder wie auch immer. Und ich habe auch bei manchen Leuten, die mir einfach ein stückweit auch wichtig waren und wo ich wusste, die wissen das vielleicht über andere und vielleicht könnte es denen schwer fallen sich zu melden, habe ich einfach einmal als erstes angerufen und habe gesagt: "Hallo". So, weil ich sagte: "Nein, ist ja jetzt einfach schade, wenn jetzt der Kontakt abbricht oder wenn die Krankheit jetzt daran Schuld ist, dass wir uns jetzt eine Zeitlang nicht mehr sehen oder nicht mehr hören." Nicht übermäßig, aber habe mich einfach einmal gemeldet. Und bisher waren die Leute eigentlich immer ganz froh.