Ritalin und Co.

Medikamente spielen eine sehr große Rolle im Leben von Kindern und Jugendlichen mit AD(H)S. Fast alle Interviewpartnerinnen und -partner (bzw. ihre Kinder) hatten Medikamente ausprobiert oder nahmen ein oder mehrere Medikamente zum Zeitpunkt des Interviews ein. Die Entscheidung wurde meist von den Eltern getroffen, wobei sie manchmal auch ihre Kinder in die Entscheidung einbezogen haben. Die häufigsten Präparate waren: Ritalin, Medikinet und Strattera.

Fast alle unsere Befragten berichteten, dass die Entscheidung für die Medikamente ihnen sehr schwer gefallen war. Medikamente wurden häufig als die „letzte Option“ betrachtet, wenn alle anderen Therapien keine Wirkung zeigten.

Erst als die Kyra Dressels Mutter die positive Wirkung von Medikamenten bemerkte, konnte sie mit guten Gewissen die Therapie für ihr Kind akzeptieren.

Die Entscheidung für die Medikamente fiel bei Niko Heßler aus Verzweiflung und Zeitnot.

Sarah Burkhardt hat vieles versucht, um ihrem Kind zu helfen. Als sie keine Kraft mehr hatte, entschied sie sich, auch Medikamente auszuprobieren.

In einer Selbsthilfegruppe hat Veronika Hennings über die positiven Wirkungen von Medikamenten auf AD(H)S gehört und wollte diese Therapie bei ihrem Sohn ausprobieren.

Die Entscheidung für die Tabletten war schwierig, so Ingo Wick. Dann aber erlebte er, dass sich die Schulleistungen seines Kindes schnell verbesserten.

Der Leistungsdruck in der Schule war der Hauptgrund, warum die Familie von Sarah Herzberg sich für die medikamentöse Therapie entschied.

Viele unsere Interviewpartnerinnen und -partner sprachen positiv über die Wirkung von Medikamenten: Die Schulleistungen verbesserten sich oft, die Kinder berichteten über mehr soziale Kontakte und fühlten sich wieder „normal“.  

Veronika Hennings‘ Sohn beschreibt die Wirkung von Medikinet.

Veronika Hennings‘ Kind als auch dessen Lehrerinnen und Lehrer merkten die positiven Auswirkungen von Medikamenten.

Veronika Hennings wünschte, sie hätte bereits früher ihrem Kind die Medikamente gegeben.

Ingo Wick berichtet eindeutige Leistungssteigerungen aufgrund der Medikamente.

Finn Strobel stellte nach einem Placebo-Test fest, dass die Medikamente bei ihm in der Tat Wirkung zeigen.

Korbinian Burkhardt war überrascht, dass er durch die Medikamente sich so in einen Artikel vertiefen konnte, dass er alles andere um sich herum vergaß.

Nele Ewert bemerkte verschiedene, durchweg positive Auswirkungen der Tabletten, auch wenn ihr Sohn sie nicht gern nehmen wollte.

Die Schulleistungen des Kindes von Sarah Herzberg verbesserten sich deutlich nach dem Beginn der medikamentösen Therapie.

Die Tabletten halfen Xenia Pfeuffer, das „Gulasch“ in ihrem Kopf loszuwerden. Sie wünscht sich, ihre Eltern hätten ihr viel früher schon die Tabletten gegeben.

Philipp Golds Eltern überließen ihm die Entscheidung, ob er Tabletten nehmen möchte. Nachdem er die positive Wirkung selbst merkte, war für ihn die Entscheidung klar.

Die Medikamente halfen Theresa Geißler, nicht mehr so sprunghaft in ihren Gedanken zu sein.

Einige Interviewpartnerinnen und -partner haben die Einnahme als „Bedarfsmedikation“ beschrieben. Das bedeutet, dass die Kinder und Jugendliche ihre Medikamente nicht dauerhaft, sondern nur in bestimmten Situationen – wenn sie sich beispielsweise besonders stark konzentrieren mussten (Prüfungen u.ä.) – einnahmen.

Wenn Kirill Schultheis merkte, dass die Wirkung der Medikamente nachließ, nahm er eine weitere Tablette.

Auch Kyra Dressel griff zu Medikamenten, wenn sie beispielsweise Hausaufgaben machen musste. Sie verzichtete jedoch darauf, wenn es ihr als nicht unbedingt notwendig erschien.

Veronika Hennings lässt ihr Kind mitentscheiden, wann und wie viel er von dem Präparat nehmen sollte.

Nils Wildner versucht in geeigneten Situationen – z. B. in den Ferien – auf Medikamente zu verzichten.

Leopold Ruff sieht die Medikamente lediglich als eine Art Unterstützung.

Die meisten Kinder und Jugendlichen wollten nicht ihr ganzes Leben lang Medikamente nehmen, insbesondere wenn sie Nebenwirkungen verspürten oder fürchteten. Als häufige Nebenwirkungen berichteten sie über Depressionen, Schlafstörungen, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Appetitlosigkeit.

Die Einnahme von Medikamenten machte Kirill Schultheis immer sehr müde.

Kyra Dressel befürchtet negative Auswirkungen durch die Medikamente.

Die Einnahme von Tabletten löste bei Tessa Ruth Depressionen und andere psychische Veränderungen aus.

Tessa Ruth sieht einen Zusammenhang zwischen ihren „Tiefphasen“ und den Medikamenten.

Ilias Oster hatte keinen Hunger mehr und konnte nicht mehr schlafen, nachdem er mit der Medikamenteneinnahme begonnen hatte.

Fiona Zander merkte zwar schnell, dass sie sich durch ihr Medikament besser konzentrieren konnte, doch aufgrund starker Nebenwirkungen wollte sie es nicht mehr einnehmen.

Einige Kinder und Jugendliche wollten grundsätzlich keine Medikamente nehmen.

Kirill Schultheis hat die Einnahme von Medikamenten lange Zeit als Bestrafung erlebt.

Veronika Hennings‘ Sohn wollte keine Medikamente nehmen, weil er glaubte, dadurch zu einer anderen Person zu werden.